Wehe, man nimmt den Studenten den Alkohol weg – dann wird es ungemütlich! Diese Erfahrung macht gerade Thomas Järmann, Leiter Lehre der School of Engineering an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Er hat für die Frackwoche, die jeweils im Mai auf dem Vorplatz des Technikums der ZHAW in Winterthur stattfindet, tagsüber ein Alkoholverbot erlassen. Auch darf der Lärm während der beliebten Studentenparty nicht den Wert von 65 Dezibel überschreiten. In der Woche vor ihrem Abschluss feiern die Studenten im Frack und in Biedermeier-Kostümen ihr Studienende – mit viel Bier und Musik.
Gehäufte Reklamationen
Grund für die Restriktionen, so Järmann zu BLICK: «Die Frackwoche ist immer grösser geworden – aus der einstigen Studentenparty wurde ein Grossevent, der zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus der Region anzieht.» Weil diese Party eine Woche lang nicht nur abends, sondern auch tagsüber stattfindet – und dies auch noch während der Unterrichtszeit –, sei es vermehrt zu Beschwerden von Anwohnern gekommen.
«Auch konnte der Schulbetrieb teilweise nicht mehr richtig gewährleistet werden. Das alles führte dazu, dass wir Massnahmen ergreifen mussten», sagt Järmann.
Für die Organisatoren der Frackwoche ist vor allem das Bierverbot ein Desaster. Mario Windler, OK-Präsident, glaubt sogar, dass dies das Aus der 100-jährigen Tradition an der ZHAW bedeuten könnte. «So kann weder eine Feststimmung aufkommen, noch kann der Anlass finanziert werden, da die Haupteinnahmequelle der Bierausschank war», so Windler in einem Mail an die Studenten.
«Ein Appell hätte gereicht»
Die Studenten proben nun den Aufstand. Leandro Huber, Präsident der Studierendenorganisation VSZHAW, kritisiert die strengen Regulierungen der Hochschule: «Ich glaube, dass ein Verbot nicht das Richtige ist – ein Appell an das Verantwortungsgefühl der Studierenden hätte gereicht.»
Auch Ehemalige melden sich zu Wort. Etwa Jan Vogt (37), der 2009 den Abschluss an der ZHAW gemacht und die Frackwoche hautnah miterlebt hat. Ein Bierverbot würde dem Anlass empfindlich schaden, sagt er: «Es wäre einfach nicht mehr das Gleiche. An diesen Tagen feiert man gemeinsam, sitzt mit dem Bier in die Stunden rein und ‹stört› den Unterricht. Das gehört einfach dazu.» Natürlich sei es manchmal ein bisschen ausgeartet. «Aber das geschah eher am Abend, wenn einer zu viel Bier erwischt hat.»
Kompromiss möglich?
Das Ende der Frackwoche ist aber noch längst nicht besiegelt. Denn Järmann zeigt sich kompromissbereit, ebenso OK-Präsident Windler. «Ich kann mir vorstellen, dass der Bierausschank statt erst um 18 Uhr auch schon früher möglich sein wird», sagt Järmann. Und Windler machte gegenüber dem «Landboten» das Angebot an die Schulleitung, auf die Musik tagsüber ganz zu verzichten.