Der Mann, der am Sonntagabend von einem Betrunkenen in der Langstrasse bewusstlos geschlagen wurde, war ein Rettungssanitäter und Fahrer eines Notarztes. Der Täter schlug den Mann mit blossen Fäusten bewusstlos (Blick am Abend berichtete). «Die Verletzungen sind aber zum Glück nicht so gravierend wie zuerst angenommen. Er kann in den nächsten Tagen das Spital verlassen», sagt Roland Pormann, Mediensprecher von Schutz & Rettung. Dennoch: «Der Vorfall löst Kopfschütteln aus.»
Gewalt an Rettungssanitätern steigt
Doch leider erlebten die Helfer immer wieder Gewalt, so Portmann. Dies bei rund einem Prozent aller Einsätze – rund 340 Mal pro Jahr. «In den vergangenen zwanzig Jahren stieg die Anzahl Vorfälle stetig an», sagt Portmann. «Das geht von verbaler Gewalt übers Werfen von Petflaschen oder im Weg stehen bis hin zu Schubsen und Handgreiflichkeiten.»
Natürlich würden nicht immer gleich Fäuste fligen, präzisiert er. «Aber Gewalt ist rund um Zürich immer ein Thema – vor allem in den typischen Ausgehregionen.»
Es gehe soweit, dass Helfer manchmal nicht die Szenerie betreten würden ohne Polizeischutz. «Wenn wir etwa vor der Polizei bei einer Schlägerei oder Messerstecherei eintreffen, dann behalten wir Abstand, bis sie da sind.»
«Manchmal verwechselt man uns mit der Polizei»
Vorsicht sei für die Rettungssanitäter geboten, wo alkoholisierte Personen oder aggressive Kollegen zugegen sind, oder die Stimmung sonstwie aufgeheitzt sei. «Manchmal verwechseln uns die Leute auch mit der Polizei. In manchen Fällen ist auch der Patient selber aggressiv, etwa wenn er das Gefühl hat, er müsse nicht ins Spital.»
Woher dieser Verlust an Respekt gegenüber den Helfern komme, kann Portmann nicht sagen. «Das müsste man einen Ethnologen fragen. Wir stellen fest, dass häufig Alkohol im Spiel ist – aber das entschuldigt nicht einfach jeden Vorfall.»
Sanitäter tragen Pfefferspray
Lösungen für das Problem kennt Portmann keine. «Die Rettungssanitäter wissen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit im Einsatz gibt.»
Bei Schulungen lernen die Helfer Strategien zur Beruhigung und Deeskalation. Auch das taktische Vorgehen spiele immer mehr eine Rolle. Dies bereits bei Eingang der Meldung sowie bei der Einschätzung der Situation vor Ort. «Unsere Einsatzkräfte dürfen auf freiwilliger Basis und nach absolvierter Ausbildung auch einen Pfefferspray tragen.» (ct)