Elegant gekleidet, selbstsicher und souverän: So sei der Finanzvorstand des Quartiervereins Witikon aufgetreten, berichtet der «Tages-Anzeiger». Wenn es ums Budget ging, sei er streng gewesen und habe Jahr für Jahr einen kleinen Gewinn präsentiert.
Wie viel Geld aber wirklich auf den Konten lag, das überprüfte beim Quartierverein niemand. Als der Kassier Anfang März mit 68 Jahren an einem Herzversagen starb, übernahm eine Revisorin interimistisch sein Amt – und schlug sofort Alarm, als sie Zugriff auf die Konten erhielt, wie die Zeitung berichtet.
«Wir sind aus allen Wolken gefallen»
Balz Bürgisser, Präsident des QV Witikon und grüner Gemeinderat in Zürich, sagt zum «Tages-Anzeiger»: «Der Kontostand betrug Ende 2022 statt etwa 77’000 nur 3400 Franken. Auch auf den anderen beiden Vereinskonten bei der UBS und der Kantonalbank fehlte Geld – in Summe rund 100’000 Franken. Wir sind aus allen Wolken gefallen.»
Der Quartierverein teilt auf seiner Homepage mit: «Er hat seit vielen Jahren als kompetenter Finanzvorstand gegolten, und die jährlich durchgeführte Revision hat nie Mängel in seiner Buchhaltung und Rechnungsführung festgestellt.»
Nun liegt der Verdacht nahe, dass der Finanzvorstand das Geld veruntreute – es gilt die Unschuldsvermutung. Die Familie des Verstorbenen konnte bisher nicht kontaktiert werden. Dessen Tochter habe dem Präsidenten nur mitgeteilt, dass die beiden Kinder das Erbe wohl ausschlagen würden. Warum, sei nicht bekannt.
«Wir fühlen uns verraten»
Bürgisser kündigt an: «Wir werden auf jeden Fall Forderungen gegenüber dem Nachlass des Finanzvorstandes stellen.»
Er erstattete am 21. April bei der städtischen Kriminalpolizei Anzeige wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsführung, wie die Stadtpolizei der Zeitung bestätigt. «Wir fühlen uns verraten.» (neo)