Betrifft: Ehrlichkeit
Wer genau ist hier unehrlich?

SP-Nationalrätin Min Li Marti (44) wirft dem BLICK Unehrlichkeit vor und führt jetzt doch noch eine Gewaltdebatte. Dort, wo sie nicht streiten muss.
Publiziert: 23.08.2018 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:59 Uhr
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War zum BLICK-Talk über Gewalt gegen Frauen geladen: SP-Nationalrätin und Geschäftsleitungsmitglied der SP Frauen Min Li Marti.
Foto: Sabine Wunderlin
Cinzia Venafro

SP-Nationalrätin Min Li Marti (44) hatte letzte Woche «keine Lust», im BLICK-Livetalk über die Gewaltattacken gegen Frauen zu debattieren. Weil ihr Ausgangsfrage und Plattform nicht passten. 

Nun hat sie die Lust doch noch erfasst: In einem nett geführten Interview mit dem Zürcher Onlinemagazin «Republik» wirft Marti dem BLICK vor, eine «unehrliche Debatte» zu führen.

Unehrlich nämlich sei die Frage nach dem Zusammenhang von Gewalt gegen Frauen und der Migration, die BLICK stellte. Die Politikerin, die auch als Journalistin und Verlegerin tätig ist, bestimmt, was ehrlich und unehrlich ist. Sie fühlt sich moralisch überlegen.

«Man muss nichts schönreden, aber man muss differenzieren. Da steckt man sofort in der Defensive», sagt Min Li Marti. Eine Defensive, aus der sie sich im BLICK-Livetalk hätte herausargumentieren können.

Ehrlich berichtet Min Li Marti im «Republik»-Interview aber von der ägyptischen Journalistin und Feministin Mona Eltahawy und ihrem 2015 veröffentlichten Essay «Warum hasst ihr uns so?».

Eltahawy beschreibe eine toxische, frauenfeindliche Kultur in Ägypten, die im Arabischen Frühling gezielt eingesetzt worden sei, um Frauen aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen.

Marti schlussfolgert, dieses Frauenbild könne «durchaus ein Faktor sein», der bei Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum wie in der Kölner Silvesternacht 2016 eine Rolle gespielt habe. Aber das heisse nicht, dass jeder Nordafrikaner ein Problem mit Frauen habe, «und es heisst auch nicht, dass kein Schweizer ein Problem mit Frauen hat».

Nur: Das hat, in der Debatte, die BLICK anstiess, keiner behauptet. Hätte Min Li Marti das Streitgespräch verfolgt, das ohne sie, dafür mit SP-Nationalrätin Yvonne Feri (52) und CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank (56) stattfand, würde sie differenzieren, wie sie das auch von BLICK fordert.

Linke Politikerinnen wie Min Li Marti geraten in Schockstarre, wenn über Widersprüche in ihren Überzeugungen gestritten wird. Statt darauf einzugehen, twittern sie wie Marti in der eigenen Echo-Kammer.

Sie harren lieber im heimischen politischen Sandkasten aus, statt sich mit dem ungezogenen Jungen von rechts nebenan abzugeben.

Leider wagt Min Li Marti sich nicht richtig aus dieser selbst gewählten Defensive. Damit schadet sie dem so wichtigen Kampf gegen den salonfähigen Frauenhass.

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