Der Fall Carlos mit seinem kostspieligen Sondersetting machte in der ganzen Schweiz Schlagzeilen. Die grosse Empörung hält die Zürcher Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) aber nicht davon ab, erneut eine mehrere Zehntausend Franken teure Behandlung zu verordnen – für einen Zwölfjährigen. Die mit dem Buben aus Weissrussland eingewanderte Mutter, Tatsiana Zahner (40), klagt an: «Mein Sohn ist teurer als Carlos.»
Angefangen hat alles vor anderthalb Jahren. Wie die «Schweiz am Wochenende» schreibt, wird die Kesb erstmals eingeschaltet, nachdem der Sohn von Tatsiana von ihrem Partner tätlich angegriffen wurde. Ein Beistand wird eingesetzt.
Angst um die anderen Patienten auf der Kinderstation der Klinik
Der Bub kommt als Erstes in die Kinderstation der Psychiatrischen Uniklinik Zürich. Doch dort hat man Angst um die Sicherheit der anderen Kinder. Deshalb beauftragt die Klinik eine private Sicherheitsfirma, die den Buben rund um die Uhr eins zu eins betreut.
Denn die Kesb schreibt in einem Bericht, dass der Bub gegenüber anderen Kindern und Erwachsenen «unkontrollierte, impulsive und bedrohliche Ausbrüche» habe.
Doch die Kosten für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung sind horrend: 50'000 Franken. Dazu kommen noch jene für die Klinikbetreuung, die jedoch die Krankenkasse übernimmt.
«Zusammen kostete der Bub 85'000 Franken im Monat. Das ist ein Skandal», sagt Sefika Garibovic zu BLICK. Die Therapeutin und Expertin für Nacherziehung berät die Mutter des Buben.
Gemeinde weigert sich zu zahlen
Der Kostenwahnsinn geht weiter, wenn auch nicht mehr im gleichen Ausmass. Denn die Kesb stellte die Sicherheitskosten von rund 50'000 Franken der Gemeinde Wettswil am Albis, wo die Familie gemeldet war, in Rechnung. Diese weigerte sich aber zu zahlen.
So suchte die Kesb nach einer neuen Institution. Dutzende lehnten den Buben ab, erst die Universitäre Psychiatrische Klinik Basel nahm ihn auf. Die geschlossene Abteilung der Jugendforensik hat einen hausinternen Sicherheitsdienst. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten von 43'000 Franken pro Monat.
Für Nacherzieherin Garibovic ist das immer noch viel zu viel. Sie fordert gemeinsam mit der Mutter, dass sie den Fall von der Kesb übernehmen kann. «Zu einem Bruchteil der Kosten», sagt Garibovic. Doch bislang ging die Kesb nicht auf das Angebot ein.
«Kleines Kind mit Verbrechern zusammen – ein Skandal!»
Die zuständige Kesb-Präsidentin Alexandra Zürcher kann sich zum konkreten Fall nicht äussern. Aber: «Das ist ein absoluter Ausnahmefall, das kommt sehr selten vor», sagt sie zu BLICK. Grundsätzlich suche man immer nach derjenigen Massnahme, die am wenigsten einschneidend ist. Stehen mehrere geeignete Optionen zur Auswahl, wähle man möglichst die günstigste.
Für Garibovic ist klar, dass der Bub gar nicht in der Klinik sein dürfte. «Dass ein so kleines Kind mit Verbrechern in derselben Einrichtung ist, ist ein Skandal. Dieses Kind muss raus», sagt sie zu BLICK. Nur gemeinsam mit der Mutter könne man den Buben therapieren.
Die Kosten des Sondersettings für den damals minderjährigen Intensivtäter «Carlos» sorgten im Jahr 2013 für einen Skandal. Fast 30'000 Franken pro Monat kosteten Unterkunft, Boxtraining und Betreuung. Auf Druck der Öffentlichkeit gab der damalige Regierungsrat Martin Graf (Grüne) auch bekannt: Alleine das Boxtraining des Gewalttäters kostete pro Monat über 5000 Franken.
Wegen des öffentlichen Aufschreis wurden die Betreuungskosten schliesslich auf 19'000 Franken pro Monat reduziert. «Carlos» wurde jedoch zwischenzeitlich wieder inhaftiert – was die Kosten abermals in die Höhe trieb. Im März 2017 wurde «Carlos» wegen einer schweren Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt.
Die Kosten des Sondersettings für den damals minderjährigen Intensivtäter «Carlos» sorgten im Jahr 2013 für einen Skandal. Fast 30'000 Franken pro Monat kosteten Unterkunft, Boxtraining und Betreuung. Auf Druck der Öffentlichkeit gab der damalige Regierungsrat Martin Graf (Grüne) auch bekannt: Alleine das Boxtraining des Gewalttäters kostete pro Monat über 5000 Franken.
Wegen des öffentlichen Aufschreis wurden die Betreuungskosten schliesslich auf 19'000 Franken pro Monat reduziert. «Carlos» wurde jedoch zwischenzeitlich wieder inhaftiert – was die Kosten abermals in die Höhe trieb. Im März 2017 wurde «Carlos» wegen einer schweren Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt.