Die Zürcher Stadtpolizei hat am Samstagmorgen das besetzte Juch-Areal in Altstetten geräumt. Angaben über allfällige Verhaftungen liegen noch nicht vor. Um Mitternacht lief das Ultimatum für die Besetzer ab.
Die Polizei rückte um 8 Uhr mit einem Grossaufgebot zu den ehemaligen Asyl-Baracken in Altstetten aus. Mit Lautsprecherdurchsagen forderte sie die Besetzer dazu auf, ihre Aktion abzubrechen und zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt war das Gelände jedoch schon leer, die Besetzer ausgezogen. Verhaftungen oder Ausschreitungen gab es deshalb nicht.
Wie es bei der Stadtpolizei auf Anfrage hiess, sorgten Bauarbeiter anschliessend dafür, dass die Baracken unbewohnbar werden, etwa indem sie Fenster und Türen demontierten. Eine private Sicherheitsfirma wird das Gelände nun bis auf weiteres bewachen.
Besetzer freuten sich über Polizei-Rückzieher – zu früh
Bereits seit Freitagmittag war die Polizei vor Ort. Wie es bei der Stadtpolizei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess, hatte die Polizeipräsenz nichts mit der bevorstehenden Räumung zu tun. Die Besetzer hätten im Internet zu einer Solidaritätsparty aufgerufen. Solche Versammlungen seien wegen des Coronavirus aktuell aber verboten und müssten verhindert werden.
In der Nacht hatten sich die Besetzer auf Twitter noch gefreut, dass die Polizei sich zurückziehe und die Drohung nicht wahr mache.
Frühe Polizeipräsenz verärgert linke Politiker
Die frühe Polizeipräsenz ärgerte Lokalpolitiker von SP, Grünen und AL. Bei der Abriegelung des Areals seien auch Personen vom ganzen Stadtgebiet weggewiesen worden. Das sei eine völlig unverhältnismässige und rechtlich nicht haltbare Vorgehensweise, schreiben sie in einer gemeinsamen Medienmitteilung.
Die Besetzer kündigten auf einer linken Plattform bereits an, dass sie trotz Räumungsbefehl bleiben wollen. Der Stadtrat hat das Areal mit den ehemaligen Asyl-Baracken der HRS Real Estate AG vermietet. Es soll künftig als Bauplatz dienen, während nebenan das neue Eishockeystadion gebaut wird.
Räumungsfrist wurde bereits verlängert
Eigentlich hätten die Besetzer schon am 24. April ausziehen sollen. Das Sicherheitsdepartement verlängerte aber überraschenderweise die Frist bis ans Auffahrtswochenende. Die Verlängerung begründete es damit, dass sich mehr Personen auf dem Areal aufhielten als angenommen und ein fristgerechter Auszug wegen der Corona-Verhaltensregeln nicht sichergestellt werden könne. (SDA/szm)