Dutzende vornehmlich jüngere Frauen und Männer standen vergangene Woche vor dem Mascotte beim Zürcher Bellevue Schlange. Doch sie waren nicht gekommen, um im Club Party zu machen. Vielmehr wollten sie an diesem Abend eine Kirche gründen. Und es war kein DJ, der später für Stimmung im Saal sorgte – sondern Freimut Haverkamp, Pfarrer der Hillsong Church Konstanz.
Die in Australien gegründete Freikirche hat Gemeinden in Städten wie London, Paris, New York oder Moskau. Nun soll mit Zürich ein weiterer Standort hinzukommen.
«Ich weiss, dass immer Platz ist für noch eine Kirche», sagte Haverkamp. Das Publikum jubelte. Hillsong Konstanz, die die hippe, charismatische Freikirche ins Nachbarland exportieren will, hat bereits jetzt viele Schweizer Mitglieder. «Es war schon immer ein grosser Wunsch von uns, in die Schweiz zu kommen», sagt Sprecherin Jenny Alloway.
Deutschland finanziert Anlaufphase
Nun soll aus dem Wunsch Realität werden. An sogenannten «Vision Nights», finanziert durch die deutschen Gemeinden, wird die Gemeindegründung nun vorangetrieben. Wann Hillsong Schweiz schliesslich auf eigenen Beinen stehen wird, sei ebenso wie der künftige Standort noch völlig offen, sagt Alloway – und ergänzt: «Lange wird es wohl aber nicht dauern.»
Dabei stellt das Konzept keine Neuheit dar, insbesondere nicht in Zürich. Die hier gegründete Freikirche ICF, die sich wie Hillsong durch eine moderne Verpackung, aber hochkonservativen Inhalt auszeichnet, zieht sonntäglich Hunderte Gläubige zum Maag-Areal gleich neben der Hardbrücke. Dass nun Konkurrenz im Anmarsch ist, sieht man gelassen. «Wir wurden von Hillsong über ihre Pläne informiert», sagt ICF-Sprecher Nicolas Legler. «Als Kokurrenten sehen wir uns nicht.»
Man wisse allerdings aus Erfahrung, dass der Aufbau einer neuen Kirche in Zürich «nicht einfach» sei. Er braucht Zeit – und kostet Geld. Und so wurden am ersten Abend im Mascotte auch gleich die ersten Einzahlungsscheine durch die Reihen gegeben.