FCZ-Fan prügelt Vater (40) vor den Kindern bewusstlos
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Prügelattacke an Busstation:FCZ-Fan prügelt Vater (40) vor den Kindern bewusstlos

Augenzeuge beschreibt Moment vor Brutalo-Attacke von FCZ-Prügler
«Das Opfer sagte, man solle im Bus aufrücken»

Nach dem Fussballspiel FC Zürich gegen den FC St.Gallen am Mittwochabend wurde ein Familienvater (40) bewusstlos geschlagen. Der mutmassliche Täter stellte sich tags darauf der Polizei. Jetzt wurde der Teenie bereits wieder aus der Haft entlassen.
Publiziert: 16.08.2019 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2019 um 16:54 Uhr
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An dieser Haltestelle ereignete sich die sinnlose Gewalttat.
Foto: Nicolas Lurati

Er wollte mit seinen zwei Kindern (2 und 4 Jahre alt) und einem Kinderwagen einfach nur in den Bus Richtung Milchbuck einsteigen. Doch dann schlug ein FCZ-Chaot zu. Ein Familienvater (40) wurde am Zürcher Hardplatz kurz vor 21.30 Uhr am Mittwoch bewusstlos geschlagen.

Die Attacke passierte am Dienstagabend. Aus dem Nichts. Jetzt beschreibt ein Augenzeuge, der direkt hinter dem Opfer stand, die brutale Tat gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Es hatte wenig Platz im Bus. Also sagte das spätere Opfer in bestimmtem, aber nicht aggressivem Ton, man solle doch bitte aufrücken. Er würde gerne mit seinem Kinderwagen einsteigen.» Dann schlug der FCZ-Prügler dem Familienvater die Faust ins Gesicht. Der Familienvater fiel rückwärts aus dem Bus, wie der Augenzeuge erzählt. «Ich war völlig aufgewühlt.» Es hätte gerade so gut ihn und seine Familie treffen können.

Von dem Täter fehlte erst mal jede Spur. Doch wenige Stunden nach der Meldung stellte sich ein 16-jähriger Schweizer bei der Stadtpolizei Zürich. «Am frühen Nachmittag meldete sich der Jugendliche auf einem Polizeiposten», erklärt Stapo-Mediensprecher Marco Cortesi auf Anfrage von BLICK. Der Gesuchte habe gemerkt, dass der Druck auf ihn immer grösser werde. «Er befürchtete, die Polizei würde bald bei ihm auftauchen.» 

Teenager wieder aus Haft entlassen

Nach dem Geständnis wurde der Teenager festgenommen und der Jugendanwaltschaft für weitere Abklärungen zugeführt. Lange musste er dort allerdings nicht bleiben. Schon am Freitagmittag kam der mutmassliche Täter wieder auf freien Fuss. Das bestätigt die Oberjugendanwaltschaft Zürich gegenüber BLICK.

Sprecherin Sarah Reimann erklärt: «Der Jugendliche ist vollumfänglich geständig. Weil keine Verdunkelungsgefahr besteht und es keine weiteren Haftgründe gibt, wurde er wieder aus der Haft entlassen.» Die Jugendanwaltschaft werde nun weitere Abklärungen treffen. Ein Strafverfahren wegen schwerer Körperverletzung sei bereits eröffnet worden.

Das droht dem Angreifer

Dem Jugendlichen drohen maximal vier Jahre Haft, da er über 16 Jahre alt ist und gemäss Stadtpolizei Zürich ein Verdacht auf schwere Körperverletzung besteht. Das sagt der Strafverteidiger und Fachanwalt für Strafrecht, André Kuhn, auf Anfrage von BLICK.

«Jugendliche im Alter von über 15 Jahren können bei schwerer Körperverletzung mit einer Freiheitsstrafe von höchstens einem Jahr bestraft werden», sagt Kuhn. Es gebe jedoch zwei Ausnahmen. «Wenn der Täter älter als 16 Jahre ist und besonders skrupellos gehandelt hat, sind bei einer schweren Körperverletzung im Höchstfall bis zu vier Jahre Freiheitsstrafe möglich.»

In aller Regel werde ein Jugendlicher jedoch milder bestraft, sagt Kuhn. «Im Jugendstrafrecht geht es vor allem darum, die Leute auf den rechten Weg zu bringen.» Oft würden Jugendliche deshalb neben der Strafe zu einer persönlichen Leistung mit gemeinnütziger Arbeit verpflichtet. «Häufig sind auch Bewährungsauflagen, damit man jugendliche Täter auch nach der Verurteilung im Auge behalten kann.»

Falls der Beschuldigte vorbestraft ist, wird er laut Kuhn wesentlich härter bestraft als ein Ersttäter. «Der Täter müsste auch damit rechnen, dass es keine ‹Strafe auf Bewährung› gibt, sondern dass die Strafe vollstreckt wird.» Werde ein verurteilter Jugendlicher bis zur Volljährigkeit erneut straffällig, würde eine allfällige auf Bewährung ausgesprochene Strafe vollstreckt.

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«Bus war voller FCZ-Fans»

Das Opfer, das der Teenager niederschlug, stamme aus dem asiatischen Raum, wohne im Norden von Zürich, sagte Marco Cortesi am Freitag zu BLICK. An dem Abend war der Familienvater gemeinsam mit seinen Kindern zu Besuch bei Freunden. «Er wollte mit dem Bus nach Hause fahren. Doch der war recht voll. Viele Personen mit FCZ-Bekleidung waren darin», so Cortesi.

Als der 40-Jährige einsteigen wollte, bekam er unvermittelt einen Schlag ins Gesicht. Der Schläger flüchtete mit mehreren ähnlich gekleideten jungen Männern in Richtung Hardbrücke.

Der Vorfall habe die Kinder schockiert. Beamte kümmerten sich um die beiden und brachten sie zu den Freunden, die ihr Vater zuvor besucht hatte. Dort blieben sie so lange bis ihre Mutter sie abholen konnte. Bisher konnte das Opfer noch nicht zur brutalen Attacke befragt werden. (jmh/cat/noo)

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