Anwohner beobachtete Wild West in Wiedikon vom Balkon
«Der Angreifer rief ‹Allahu akbar›»

Am Sonntagmorgen kam es in Zürich-Wiedikon zu einem Grosseinsatz der Polizei. Grund dafür war ein Mann, der mit einem Metzgermesser unterwegs war.
Publiziert: 27.12.2015 um 17:53 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:22 Uhr
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Grosseinsatz nach den Schüssen in Zürich-Wiedikon.
Foto: newspictures.ch
Von Michael Sahli

Was passierte gestern in aller Herrgottsfrühe in Zürich-Wiedikon? Kurz nach sechs Uhr bemerkt eine Streife der Stadtpolizei Zürich an der Birmensdorferstrasse einen 42-jährigen Äthiopier mit einem Metzgermesser. Länge des Messers: 25 Zentimeter. Die Beamten fordern eine zweite Patrouille zur Verstärkung an.

Judith Hödl, die Sprecherin der Stadtpolizei sagt: «Als der Bewaffnete die Polizisten erblickte, rannte er mit dem Messer in der Hand auf die Uniformierten los.» Zwei Beamte schiessen auf den Angreifer. Die Polizisten hätten den Messermann zuerst gewarnt, sagt Hödl. Der Äthiopier erleidet laut Polizei «unbestimmte Schussverletzungen». Er wurde notoperiert, und sein Zustand ist kritisch, aber stabil. Die Polizisten bleiben unverletzt. Mehr Informationen werden nicht bekannt gegeben. Was bleibt, sind offene Fragen.

Augenschein am Einsatzort: Die Strasse ist mit Patronenhülsen übersät. Am Boden verstreut finden sich neben einer grossen Blutlache mindestens ein Dutzend Hülsen. Ein Anwohner erinnert sich: «Es klang wie ein Maschinengewehr.»

In mehreren umliegenden Gebäuden sind Einschusslöcher zu sehen. Eine Kugel traf das vietnamesische Restaurant Ha Noi auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Dessen Geschäftsführerin Bich Ngoc sagt: «Die Polizei hat mich alarmiert. Die Kugel liegt noch im Raum. Zum Glück war zu der Zeit niemand hier.»

Auffällig ist: Mindestens zweimal wurden die eigenen Polizeifahrzeuge von Kugeln getroffen. Wie viele Schüsse wurden insgesamt abgegeben? Auskunft der Stadtpolizei: «Dazu können wir momentan nichts sagen.»

Unklar ist auch das Motiv des Messermannes. Davor Farkas (50) wohnt nur ein paar Meter entfernt und hat die Szene von seinem Balkon aus beobachtet. Er ist sicher: «Der Angreifer hat ‹Allahu akbar› gerufen – mindestens zwei Mal.» Hat der Messermann ein islamistisches Motiv? Könnte er es auf eine der zahlreichen jüdischen Einrichtungen im Quartier abgesehen haben? Die Sprecherin der Stadtpolizei Judith Hödl: «Dazu können wir im Moment nichts sagen.»

In der jüdischen Gemeinde ist man angespannt. Dow Zonszajn (57): «Die Leute in der Synagoge heute waren ziemlich verunsichert. Auch dort erzählten sich die Gläubigen, dass der Angreifer ‹Allahu akbar› gerufen habe.» Immer wieder wenden sich jüdische Anwohner an den BLICK-Reporter. Sie fragen: «Hat die Tat einen antisemitischen oder terroristischen Hintergrund?»

Einer sagt: «Solche Szenen und so viele Hülsen auf der Strasse kannte ich bisher eigentlich nur aus Jerusalem. In Zürich sind mir solche Bilder neu!»

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