Auf einen Blick
- Ein Zürcher steht vor Gericht, weil er einen Killer auf seine Ex-Partnerin angesetzt haben soll.
- Studie zeigt: Viele Anbieter verlangen Vorauszahlung und nutzen unsichere Kommunikation
- Durchschnittlicher Preis für einen Auftragsmord im Darknet: 23'300 US-Dollar
Es erscheint kinderleicht. Man loggt sich ins Darknet ein – jenen Teil des Internets, wo Nutzer schwer zu identifizieren sind, sich Verbrecher und Betrüger tummeln. In die Suchmaschine tippt man Schlagworte wie «einen Killer engagieren» oder fragt in einem anonymen Forum nach Tipps. So gelangt man schnell auf die Website eines mutmasslichen Auftragskillers, kann sich aus einer Liste aussuchen, wie die Zielperson getötet werden sollte.
Genau so soll der Zürcher Nathan P.* (53) gemäss Staatsanwaltschaft im Winter 2023 vorgegangen sein, als er seine Ex-Partnerin Valerie M.* laut Anklage töten lassen wollte. Das Datum sei bereits abgemacht gewesen. Fotos von M. und ihrem Auto soll er dem Killer bereits geschickt und ihn bezahlt haben. Doch der besagte Tag verstreicht – ohne dass Valerie M. etwas passiert.
Denn so kinderleicht ist es eben nicht. Zwar gibt es im Darknet zahlreiche mutmassliche Gruppen von Auftragsmördern. Dabei handle es sich aber um meist Betrüger, besagt eine Studie von zwei Forschern der Michigan State University aus dem Jahr 2020.
Durchschnittspreis: 23'000 Dollar
Die Autoren untersuchten 24 mutmassliche Anbieter von Auftragsmorden im Netz – und stellten fest: Nur ein Drittel davon fragt nach spezifischen Details zur Zielperson, die nötig sind, um das Opfer überhaupt zu identifizieren! Über die Hälfte der Websites nutzt nicht verschlüsselte Kontaktformulare oder E-Mail-Adressen. Zwei Drittel der Anbieter verlangen die Bezahlung im Voraus, durchschnittlich 23'300 US-Dollar.
Laut Anklageschrift habe Nathan P. über die Plattform «Online Killers Market» einen vermeintlichen Auftragsmörder angeheuert. Die Website ist den Behörden international bereits bekannt.
In den USA beispielsweise nahm eine Frau mit der Website Kontakt auf: Sie wollte die Partnerin eines Mannes töten lassen, den sie auf einer Datingplattform kennengelernt hatte. Wochenlang habe sie gewartet, schreibt «ABC News». Doch zum Auftragsmord kam es nie.
Mehrere Jahre Haft für Mordaufträge
Ähnlich erging es einem früheren Anwalt in Schottland: Er wollte einen Mann töten lassen, den er für einen Kriminellen hielt. Und einer Frau aus England: Sie wollte einen Geliebten umbringen lassen, der sie zurückgewiesen hatte.
Alle drei wurden verhaftet. Die Frau in den USA und die Frau aus England kassierten mehrjährige Haftstrafen. Der Anwalt aus Schottland wurde verurteilt, die Höhe seiner Strafe steht aber noch nicht fest.
Nathan P. ist wegen versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt. Noch ist unklar, welches Strafmass die Staatsanwaltschaft fordert.
* Namen geändert