Angela Magdicis Stiefvater ist verzweifelt
«Warum haben wir nicht gespürt, was in ihr gewachsen ist?»

Seit Dienstag ist Gefängniswärterin Angela Magdici und der syrische Vergewaltiger Hassan Kiko auf der Flucht. Nun hat sich Magdicis Stiefvater zu Wort gemeldet. Er kann die Tat seiner Stieftochter nicht begreifen.
Publiziert: 14.02.2016 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:35 Uhr
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Angela Magdici verhalf Kiko zur Flucht. Die beiden verschwanden mit ihrem BMW X1.
Foto: Facebook
Angela Magdici vor dem Fluchtauto.

Die Angehörigen Magdicis sind noch immer fassungslos: Keine Sekunde habe er daran gedacht, dass die Aufseherin, die Dienstagnacht den Zellenschlüssel im Gefängnis Limmattal ZH drehte und mit einem Vergewaltiger floh, seine Stieftochter sein könnte. Als er gegen sechs Uhr abends im Internet ihr Bild sah, «erschrak ich ins Bodenlose», schrieb Walter Minder gestern an die Redaktion der «Schweiz am Sonntag».

Wut und Angst, vor allem aber Sorge und Verzweiflung um seine Stieftochter kommen darin zum Ausdruck. «Es belastet uns, dass sie mit einem Trieb täter unterwegs ist, der jederzeit wieder ein Unheil anrichten kann», schreibt Minder und fragt sich: «Warum haben wir nicht gespürt, was in ihr gewachsen ist?», «warum fiel am Arbeitsort niemandem auf, was sich anbahnte?», «warum hat sie uns keine symbolische Brücke gebaut?»

Ende Januar sei Magdici letztmals zu Besuch bei ihren Eltern in Wohlen AG gewesen. Alles sei wie immer gewesen. Danach habe sie auch noch mehrmals Kontakt mit ihrer Mutter gehabt. Doch seit Dienstag reagiere sie weder auf Anrufe noch auf SMS. «Am Dienstagabend habe ich ihr geschrieben und an ihr Verantwortungsgefühl gegenüber ihrer Mutter appelliert», sagt Minder auf Nachfrage «Schweiz am Sonntag». Bislang vergeblich.

Magdici wurde fristlos entlassen

Das Amt für Justizvollzug hat der 32-jährigen Gefängnisaufseherin Angela Magdici noch am Dienstag fristlos gekündigt. In der Nacht zuvor hatte sie den syrischen Vergewaltiger Hassan Kiko, 27, aus seiner Zelle im Gefängnis Limmattal in Dietikon (ZH) Zelle befreit. Die beiden flüchteten im schwarzen BMW X1 der Aufseherin. Dabei fand sie noch Zeit für einen Shopping-Stopp, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Magdici bezahlte noch in der Schweiz einen Einkauf mit ihrer Kreditkarte. Danach verliert sich jegliche Spur des flüchtigen Paars in Italien.

Der Job in Dietikon war schon die zweite Stelle für Magdici im Zürcher Strafvollzug. Sie arbeitete als Aufseherin in dem eher kleinen Gefängnis Dielsdorf, in dem mehrheitlich Frauen untergebracht sind.

April 2014 reichte die Gefängniswärterin ihre Kündigung ein, wie Rebecca de Silva, Sprecherin des Zürcher Amts für Justizvollzug, gegenüber der «Sonntagszeitung» bestätigte. «Der Grund liegt bei persönlichen Differenzen und hatte nichts mit ihrer Leistung zu tun.» 

Trotz Kündigung arbeitete Magdici weiter in der Branche. Sie wechselte im Mai 2015 ins Gefängnis Limmattal. «Es ist zum damaligen Zeitpunkt nichts Negatives gegen sie vorgelegen, sonst hätten wir sie nicht angestellt», sagt de Silva. (nbb)

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