Über seine zahlreichen Eingriffe führt Andreas «Böby» Fierz (46) akribisch Buch. In den letzten vier Jahren musste sich der Schaffhauser 38 Mal (!) für Operationen unters Messer legen und verbrachte insgesamt 565 Tage in Kliniken.
Die medizinische Horrorgeschichte beginnt für Fierz im Juli 2014: «Ich hatte Schluckweh und Grippesymptome und meldete mich deswegen krank», schildert der Dauerpatient. Bei ihm wird zunächst eine Mandelentzündung festgestellt.
Als er aufwachte, fehlten die Füsse
Aus der Bagatelle entsteht wegen einer Streptokokken-Infektion eine Blutvergiftung, die ein lebensgefährliches Nieren- und Leberversagen nach sich zieht. Fierz wird notfallmässig nach Winterthur ZH geflogen, wo er 25 Tage lang im künstlichen Koma liegt.
«Als ich erwachte, hatte ich keine Füsse mehr! Ich konnte das am Anfang gar nicht richtig fassen. Es war ein Schock», erklärt Fierz. Der Grund für die Amputationen war eine Blutvergiftung, die beim kaufmännischen Angestellten eine Nekrose in den Gliedmassen ausgelöst hatte.
Etliche Operationen folgen: Eingriffe an den amputierten Füssen, aber auch an der Schulter, wo Gewebe abgestorben ist.
«Ich hatte einfach Pech!»
Trotz der unzähligen Rückschläge und der Tatsache, dass er ein Leben lang auf Fussprothesen angewiesen sein wird, hadert er nicht mit seiner Situation. Auch mit den medizinischen Leistungen seiner Ärzte ist er zufrieden. «Ich würde in meinem Fall niemals von Ärztepfusch sprechen. Ich hatte einfach nur sehr, sehr viel Pech!»
Umso grösser ist beim geschiedenen Vater einer Tochter (10) der Wunsch nach Gesundheit und Normalität. Doch diese lässt wohl noch einige Zeit auf sich warten.
Ungeduldig wartet Fierz momentan auf seine 39. Operation. «Mein rechter Fuss macht ständig Theater. Jetzt geht es darum, ihn so weit zurückzunehmen wie den linken.»
Fernziel ist die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt
Dann, nach weiteren rund drei Monaten Spital- und Reha-Aufenthalt, sei hoffentlich endlich alles gut, so der sehnliche Wunsch des Mannes aus Beringen SH. Denn Fierz will schnellstmöglich wieder in die Berufswelt zurück. Und trotz Prothesen wieder auf eigenen Beinen stehen.
In den ersten zwei Jahren des medizinischen Albtraums konnte er noch Krankentaggeld beziehen. Seither ist er auf Sozialhilfe angewiesen. «Trotz meiner Leidensgeschichte muss ich um meine IV-Rente kämpfen. Ich habe deswegen einen Anwalt eingeschaltet», erklärt Fierz.
Trotz IV-Frust: Fierz bleibt Optimist.
Das Problem: Die SVA Schaffhausen schätzt Böby Fierz trotz der Amputationen nicht als unbefristet arbeitsunfähig ein. Spätestens ein Jahr nach seiner Genesung soll er laut Behörden wieder zu 100 Prozent arbeiten.
Das setzte ihm psychisch zu, sagt Fierz offen. «Ich nehme viele Medikamente ein, in meinen Fussprothesen halte ich es nicht ewig aus und auf dem Arbeitsmarkt bin ich nicht mehr der Jüngste», sagt Fierz. Unter diesen Umständen dürfte die Stellensuche ein anspruchsvolles Unterfangen werden.
Darum sei es für ihn ein grosses Anliegen, seine Rückkehr in die Berufswelt selbst bestimmen zu können. «Ich glaube fest daran und bleibe weiterhin optimistisch. Denn es bringt nichts, zu hadern oder in Selbstmitleid zu verfallen.»
Liebe Leserinnen und Leser.
Hat sich auch bei Ihnen eine Bagatelle zu einer bösartigen Infektion entwickelt? Melden Sie sich mit Ihrer Geschichte unter der Mailadressse community@blick.ch oder auf unserer WhatsApp-Nummer 079 813 8041.
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