Pünktlich zum Schulbeginn hat die Schule Zinzikon ihr Benotungssystem modernisiert. Die Prüfungen der Schüler werden nicht mehr mit Noten, sondern mit Farben bewertet. Und so funktioniert dieses Ampelsystem: Am Anfang des Schulsemesters sitzen die Schüler mit ihren Eltern und den Lehrern zusammen. Dabei gehen sie die bisherigen Leistungen des einzelnen Schülers durch und setzten ihm danach für jedes Fach Ziele.
Wenn eine Schülerin an einer Prüfung ihr Ziel erreicht hat, wird ihr dafür «grün» vergeben. Zusätzlich gibt es ein ausführliches Feedback der Lehrerin. Erreicht eine Schülerin das von ihr gesetzte Ziel nicht, erhält sie «rot». Die Zeugnisnoten zum Semesterende werden damit aber nicht abgeschafft. Das Ampelsystem sei eine Ergänzung, betont Schulleiter Peter Fleischmann gegenüber BLICK.
«Wir wollen unseren Noten zurück»
Die Änderung passt nicht allen. «Wir wollen unsere Noten zurück. So können wir uns vergleichen und wissen, wo wir stehen», meint eine Schülerin, die anonym bleiben möchte. Auch würde sie sich nicht mehr ernstgenommen fühlen. Gerade leistungsstarke Schüler würde Belohnung und somit Motivation verlieren. Auch verbreite sich Unsicherheit. Denn am Gymnasium werde nach wie vor mit dem traditionellen Notensystem gearbeitet.
Eine Mutter wird gegenüber BLICK noch deutlicher: «Warum züchten wir noch mehr Schneeflöckli-Generations-Kinder heran, indem wir allen Druck verbannen – der anderen Kindern durchwegs nichts ausmacht?»
Dem hält die Schulleitung von Zinzikon entgegen: «Das Erkennen von eigenen Stärken und Fähigkeiten ist für jedes Kind enorm wichtig. So kann es darauf aufbauen, und mit zugehörigen Erfolgserlebnissen fällt es auch leichter, selbstbewusst an Schwächen und Entwicklungsthemen zu arbeiten.» Mit dem Ampelsystem werde die Selbstreflexion der Schüler gefördert.
Ausserdem begleiten die Lehrer jene Schüler, die den Weg ins Gymi machen wollen individuell. Dies sei zielführender als im bisherigen Notensystem. «Wenn der Druck von innen kommt, also intrinsisch motiviert ist, macht er mehr Sinn und ist zielführender für den Lernerfolg eines Kindes», so Fleischmann.
«Keine grundlegenden Änderungen»
Die Oberwinterthurer Schule ist aber weder die erste, noch die einzige Schule, die ein neues Bewertungssystem eingeführt hat. Bereits im Schuljahr 2017/2018 haben erste Schulen das Ampelsystem erprobt.
Laut Marion Völger, Generalsekretärin der Zürcher Bildungsdirektion, stehen die Schulen in einem regen Austausch. «Mit dem Lehrplan 21 gibt es keine grundlegenden Änderungen. Die Umstellung auf den kompetenzorientierten Unterricht gibt Schulen und Lehrpersonen aber sicher die Möglichkeit, die Beurteilungspraxis weiterzuentwickeln und zu verbessern.»
Es gibt zwar Richtlinien des kantonalen Lehrplans 21 bezüglich der Zeugnisse. Die Schulen und Lehrpersonen seien dabei sehr frei in der Wahl ihrer Bewertung- und Arbeitsmethodik. (spr)