Der öffentliche Wartebereich hinter der Passkontrolle der Gates B und D am Flughafen Zürich: Hier leben teils seit sieben Wochen 20 kurdische Asylbewerber. Aufnehmen oder abschieben? Es ist das bange Warten der Flüchtlinge am Flughafen Zürich. Acht Männer, vier Frauen sowie acht Teenager und Kinder – das jüngste von ihnen ist ein gerade mal einjähriges Mädchen. Sie alle haben in der Transit-Zone ihr vorübergehendes Zuhause.
Untergebracht sind die Asylbewerber in Räumen ohne Fenster – in einem schlafen die Männer, im anderen die Frauen und Kinder. Einer von ihnen ist der türkisch-kurdische Journalist Mustafa Mamay. Insbesondere den Kindern mache das Eingeschlossensein zu schaffen. «Sie müssen oft weinen und sehnen sich danach, draussen spielen zu können», sagt Mamay zu «Watson».
Asylbewerber müssen bis zu 60 Tage im Transit verharren
Hier angekommen, haben sie Asyl beantragt. Er und die anderen kurdischen Flüchtlinge sind in die Schweiz gekommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Mamay wurde aufgrund seiner Arbeit als regimekritischer Journalist in der Türkei zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er floh aus seiner Heimat ins Exil nach Syrien, von dort via Südafrika in die Schweiz.
Mamay und die anderen Flüchtlinge stellten ein Asylgesuch. Bis ein solches geprüft und ein Entscheid getroffen ist, dauert es. De facto dürfen Asylbewerber laut Gesetz bis zu 60 Tage in der Transit-Zone festgehalten werden. Währenddessen sind die Flüchtlinge in der von der Asylorganisation Zürich (AOZ) im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) betriebenen Asylunterkunft im Transit untergebracht.
2015 wurden im Transit 247 Asylgesuche gestellt
In der Unterkunft gibt es insgesamt 58 Betten. Durchschnittlich sind zwischen fünf und 15 Asylsuchende dort untergebracht. «Die Anzahl der Personen, die am Flughafen Zürich im Transit ein Asylgesuch stellen, hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen», sagt Daniel Bach, Sprecher des Staatssekretariats für Migration, zu BLICK. Waren es im Jahr 2015 noch 247 Gesuche, sind es im 2018 bis anhin nur 89 gewesen.
Während ihrer Zeit im Transitbereich haben die Asylbewerber Zugang zu einem im Flughafen angesiedelten ärztlichen Dienst. Laut Bach können sie sich zudem im Transitbereich frei bewegen, haben Zutritt zur Terrasse.
Einreise über sichere Drittstaaten in die Schweiz
Laut Bach gibt es auch Einzelfälle, in denen die 60-tägige Frist nicht eingehalten werden kann. «Dann werden die Asylbewerber einem Kanton zugewiesen. Dieser entscheidet, wo sie untergebracht werden, bis ein Entscheid gefällt wurde», sagt Bach.
Insbesondere wenn Flüchtlinge über sichere Drittstaaten wie Südafrika einreisen, stehen die Chancen, in der Schweiz bleiben zu dürfen schlecht. Denn theoretisch hätte im Drittstaat ein Asylgesuch gestellt werden können. Doch in Südafrika werden nur vier Prozent aller Asylgesuche bewilligt.
Zukunft kurdischer Flüchtlinge bleibt ungewiss
In der Transit-Zone am Flughafen Zürich herrscht im Fall des Journalisten und bei zwei der vier kurdischen Familien Ernüchterung: Das SEM ist auf ihre Asylgesuche nicht eingetreten. Mamay bleibt jetzt nur noch der juristische Weg einer Beschwerde ans Bundesverwaltungsgericht.
Für die beiden Familien ist ein Wiedererwägungsgesuch die letzte Option – doch damit ist eine Ausschaffung nicht abgewendet. Denn das Gesuch hat keine aufschiebende Wirkung. Die Zukunft der kurdischen Flüchtlinge im Transit des Flughafens Zürich bleibt ungewiss.