«Sound-Design» heisst das neue Konzept des Zürcher Flughafens. Wie die Innenausstattung oder auch das Licht die Atmosphäre eines Ortes beeinflussen können, so soll auch Musik einen deutlichen Unterschied ausmachen. Bisher seien normale Playlists eingesetzt worden, die meistens zudem nur im Airport Shopping zu hören gewesen waren, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt.
Das neue Sound-Konzept soll jedoch mit gezieltem Einsatz von Musik die Wahrnehmung der Gäste beeinflussen: Klavier-Klänge im Check-in und Gate-Bereich, internationale Musik im Airside Center. Trotzdem soll der Flughafen aber ein «Silent Airport» bleiben, auch die Durchsagen werden auf ein Minimum reduziert.
Neurodivergente Menschen zu wenig berücksichtigt
Eine widersprüchliche Aussage, findet Regula Buehler, Geschäftsleiterin der Organisation Autismus Schweiz. Sie hätte sich gewünscht, dass der Flughafen mehr an neurodivergente Person gedacht und auch Expertinnen und Experten beigezogen hätte. «Am besten wäre aus unserer Sicht gar keine Musik», ärgert sie sich gegenüber der «Luzerner Zeitung». Denn neurodivergente Personen sind Menschen, deren Gehirnfunktionen anders ablaufen wie die einer durchschnittlichen Person. Dazu zählen Menschen mit Autismus, ADHS oder Dyslexie.
Der Flughafen sei sowieso schon ein stressiger Ort, doch für beispielsweise Personen mit Autismus sei es besonders schlimm. Diese würden Klänge ganz anders wahrnehmen und sogar körperliche Schmerzen auslösen. Denn: Geräusche würden teilweise ungefiltert und alle gleich laut aufgenommen.
Sunflower-Umhängeband soll neurodivergente Personen ausweisen
Ideal wären mehrere ruhige Zonen, an die sich die betroffenen Personen zurückziehen könnten. Weiter kritisiert die Geschäftsleiterin, dass auf der Website des Flughafens nicht darauf hingewiesen wird, dass Begleitservice auch von neurodivergenten Passagieren genutzt werden könne.
Buehler schlägt deshalb das sogenannte Sunflower-Umhängeband vor, wie es der Flughafen Berlin bereits eingeführt hat. Da die Sonnenblume das internationale Symbol für nicht sichtbare Beeinträchtigungen ist, könnten sich so neurodivergente Personen besser kennzeichnen. Somit könnten Personal und andere Gäste auch dementsprechend besser reagieren.
Hinweis auf Website wird geprüft
«Wir sind uns bewusst, dass Flughäfen und andere hektische Orte insbesondere für neurodivergente Personen eine herausfordernde Erfahrung sein können, weshalb wir stets offen für den Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen sind», lautet die Antwort des Flughafen Zürich auf die Kritik, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.
Zudem weist der Flughafen darauf hin, dass die Musik nur leise und dezent abgespielt werde. Der Hinweis mit der Website werde derzeit noch geprüft, bezüglich der Ruhezonen gebe es aber bereits die Flughafenkirche, die allen Passagieren zugänglich sei. Die Einführung eines Sonnenblumen-Systems sei aber nicht vorgesehen. (mgf)