Am Sonntag beginnt für einen grossen Teil der Samichläuse der aufregendste Teil des Jahres. In Zürich steht der erste Umzug auf dem Programm. An der Bahnhofstrasse werden 10'000 Fans erwartet. 70 Chläuse und Schmutzli ziehen durch die Strasse und sorgen mit 15'000 Lebkuchen für glänzende Kinderaugen.
Die Zürcher St. Nikolausgesellschaft ist der grösste Samichlausverein der Schweiz. 700 Haushalte und Firmenbesuche stehen in diesem Jahr an. Eine beeindruckende Zahl – doch eigentlich wären viel mehr möglich.
«Wir mussten ungefähr 200 Anfragen ablehnen», sagt Hans-Ernst Weber, der Ausbildungsleiter der Zürcher Chläuse. Grund: Es gibt zu wenig Samichläuse. «Würden wir noch Werbung schalten», sagt Weber, «wären wir ohne Probleme bei 1500 Anfragen jedes Jahr.»
Arbeitgeber geben Chläusen keine freien Tage
Vor 30 Jahren waren 1500 Besuche keine Seltenheit. Damals gab es jedoch doppelt so viele Samichläuse in Zürich. Der Samichlaus hat ein Nachwuchsproblem.
Ein Grund für das Verschwinden der Chläuse sieht der Ausbildungsleiter in den Arbeitgebern. Er sagt: «Die Firmen zeigen zu wenig Kulanz. Nur noch einige geben ohne Rückfragen Freitage.»
Da «Stellen-Inserate» bislang keinen grossen Erfolg brachten, versucht die St. Niklausgesellschaft heute mit einer speziellen Aktion neue Schmutzli und Samichläuse zu organisieren: Am Umzug verteilen zwei Samichläuse 400 Lebkuchen an erwachsene Männer. Auf der Verpackung steht: «Wär Schmutzli/Samichlaus es Hobby für dich?»
Obwohl es schon mehrere Bewerbungen von Frauen gab, kommt dies für die Vereinigung nicht in Frage. «Der Samichlaus war ein Mann und aus Traditionsgründen gibt es bei uns nur Männer als Schmutzli und Samichlaus.» Auf weibliche Hilfe verzichtet die Zürcher Gesellschaft jedoch nicht. Viele der rund 220 Helfer sind Frauen, denn ein altes Sprichwort besagt: Hinter jedem erfolgreichen Samichlaus steht eine erfolgreiche Frau.