«Habe schnell realisiert, dass ich nun nichts mehr habe»
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Bauer nach Grossbrand in Bauma:«Habe schnell realisiert, dass ich nun nichts mehr habe»

Bauer Remo Frauchiger (28) nach Grossbrand in Bauma ZH
«Habe schnell realisiert, dass ich nun nichts mehr habe»

Im Februar wütete in Bauma ZH ein verheerender Brand, der einen Weiler auslöschte. Drei Monate danach findet Landwirt Remo Frauchiger die Kraft, über das Erlebte zu sprechen. Sein grosses Ziel: In zwei Jahren will er wieder auf seinem Hof wohnen.
Publiziert: 10.05.2020 um 22:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2020 um 15:01 Uhr
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Drei Monate nach dem Grossbrand in Bauma ZH spricht Landwirt Remo Frauchiger (28) mit BLICK über das Inferno und wie es weitergehen soll.
Foto: Céline Trachsel
Céline Trachsel

Er war im Stall am Kühemelken, als Remo Frauchiger (28) das Feuer bemerkte. Es war in seinem Wohnhaus ausgebrochen, wie der kriminaltechnische Dienst später herausfand, wohl wegen eines Problems mit dem Strom.

Das Feuer wütete wegen des Windes so heftig, dass die Flammen innert kürzester Zeit alle Wohnhäuser des Weilers Unterer Wolfsberg bei Bauma ZH zerstörten. Der Grossbrand Mitte Februar war einer der heftigsten im Kanton Zürich – seit vielen Jahren.

«Sofort habe ich die Kühe rausgebracht und meine Freundin sowie die Feuerwehr alarmiert. Als ich die letzte Kuh draussen hatte, stand unser Dach bereits in Vollbrand und hatte schon auf die anderen Häuser übergegriffen», so der Landwirt. Seine Freundin konnte derweil die anderen Bewohner des Weilers aus den Häusern rufen.

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Luftaufnahmen zeigen das Ausmass der Zerstörung.
Foto: Kapo Zürich

Die dritte Generation auf dem Hof

Direkt nach dem Brand sei er einfach nur glücklich gewesen, dass weder Menschen noch Vieh ihr Leben verloren haben. Aber: «Ich habe sehr schnell realisiert, dass ich nun nichts mehr habe. Ich war die dritte Generation Frauchiger, die in diesem Haus gelebt und diesen Hof bestellt hat.» Das habe schon sehr geschmerzt. «All die Dinge, an die Erinnerungen geknüpft sind, zu verlieren, ist nicht einfach. Aber zum Glück ist mir Materielles nicht so wichtig. Wir wurden von unseren Familien, Freunden und Bekannten aufgefangen – das ist mir am Ende viel mehr Wert.»

Während der junge Bauer und seine Freundin bei Frauchigers Schwester unterkamen, fanden auch die anderen Bewohner des Weilers eine neue Bleibe. «Insgesamt sieben Leute wohnten hier oben. Die einen leben bei meinem Vater, eine 82-jährige Frau kam vorübergehend ins Altersheim. Für ein Paar hat die Gemeinde eine Wohnung gefunden, und wir sind bei der Schwester.»

Spenden reichen noch lange nicht für den Wiederaufbau

In den Tagen nach dem Grossbrand wurden den Betroffenen Kleider, Werkzeuge, Futter für die Tiere und ganz viel Geld gespendet. Mittlerweile zählt das Spendenkonto über 850'000 Franken. Und erst am letzten Freitag übergab das Restaurant Bahnhöfli aus Bauma ZH zusätzlich noch 11'111.11 Franken.

Remo Frauchiger bedankt sich für die Solidarität bei allen Spendern. Trotzdem sagt er: «Mit der Versicherungssumme und dem gespendeten Geld kann hier leider immer noch nicht alles wieder neu aufgebaut werden.» Denn die Versicherung bezahlt teilweise nur den Zeitwert – zudem war der Ausbaustandard eher veraltet: «Wir haben zum Beispiel noch mit einem Holzofen geheizt.»

Brandschutz auf neusten Stand bringen

Jetzt würden viele Investitionen auf ihn zukommen. «Da ich den Hof erst seit zwei Jahren führte und damals schon investierte, wollte ich eigentlich noch ein paar Jahre warten, um alles auf den neusten Stand zu bringen.»

Neue Bauprojekte wurden schon in die Wege geleitet. Auch für den neuen Stall. Und: «Für die Wohnhäuser hoffe ich ganz fest, dass wir nächsten Frühling mit dem Wiederaufbau beginnen können.» Denn Remo Frauchiger und die anderen Eigentümer des Unteren Wolfsbergs haben ein grosses Ziel: in zwei Jahren wieder in ihr kleines Paradies ziehen. Er verspricht: «Dann wird auch der Brandschutz auf dem neusten Stand sein.»

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