Selbst die Polizei war nicht vor ihr sicher. Drei Jahre arbeitete Buchhalterin Beatrice H.* (59) für die Konferenzen der Kantonalen Justiz und Polizeidirektoren (KKJPD) und der Kantonalen Polizeikommandanten. Dabei betreute sie die Konten Polizeitechnik und Polizeiinformatik. Nicht ohne kriminelle Energie, denn an ihrem Heimcomputer erstellte sie fiktive Rechnungen oder setzte falsche Beträge ein. Die jeweiligen Gelder flossen auf ihr Privatkonto. Deliktsumme insgesamt: 175'000 Franken.
Formell war die Frau bei der Zürcher Stadtpolizei angestellt. Medienchef Marco Cortesi zum Fall: «Bezahlt und beauftragt wurde sie jedoch von den beiden Konferenzen.» Selbst den professionellen Wirtschaftsprüfern, die danach die Buchhaltung kontrollierten, war nichts von den Gaunereien aufgefallen. Für diese und andere Abzweigungen in die eigene Tasche stand Beatrice H. nun vor dem Zürcher Bezirksgericht.
Auch Hochschulverlag und Kleingärtner betroffen
Zuvor arbeitete Beatrice H. fünf Jahre als Sekretärin beim Zürcher Hochschulverlag VDF. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Bestellungen aufzunehmen und Rechnungen zu versenden. Das tat sie auch – nur verwendete sie dazu gerne Einzahlungsscheine, die auf ihren Namen liefen. So flossen gegen 290'000 Franken auf ihr Konto.
Eine Riesenenttäuschung bereitete Beatrice H. auch einem grossen Zürcher Familiengartenverein, dem sie als Präsidentin vorstand. Da niemand den Kassierposten wollte, übernahm sie ihn. Dabei benutzte sie jahrelang Konten und Kassen wie einen Selbstbedienungsladen. Zudem gab sie vor, Gelder in einen ZKB-Fonds zu investieren, um höhere Renditen zu erzielen. Die positiven Jahresabschlüsse bastelte sie sich auf ihrem Computer.
Vom Geld schenkte sie ihrem Mann eine Modelleisenbahn
Die Beute von rund 700'000 Franken «investierte» sie dann in ihren aufwendigen Lebensstil. Unter anderem schenkte sie ihrem Mann eine teure Modelleisenbahn. Erst nachdem die Kleingärtner ihrer Präsidentin auf die Schliche gekommen waren, schaute man auch bei ihren früheren Arbeitgebern nach.
«Hat Ihr Mann Sie nie gefragt, woher das ganze Geld kam?», wollte der Gerichtspräsident bei der gestrigen Verhandlung wissen. «Nein. Er hat sich nie um das Finanzielle gekümmert», so Beatrice H., die sich reuig und geständig zeigte. Am Ende kassierte sie für ihre Verbrechen (Betrügereien und Veruntreuungen) drei Jahre Gefängnis – eines davon muss sie absitzen. Dazu muss sie all das Geld zurückzahlen. So gut es eben geht.
*Name geändert