«50 Shades of Grey» im Uni-Laden
Ist das Studenten-Le(c)ktüre?

Studenten der Uni Zürich verspotten auf Facebook den Büchertisch ihres Studentenladens: Dort liegen zahlreiche «50 Shades of Grey»-Ausgaben – samt Peitsche und Maske.
Publiziert: 20.02.2015 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:02 Uhr
Von Kathia Baltisberger

Jetzt, zu Beginn des Frühjahrssemesters, wird der Studentenladen der Uni Zürich an der Schönberggasse von Studis überrannt. Sie kaufen dort Stifte, Post-its und Ordner, Jus-Studenten besorgen sich dort das OR und das ZGB.

Nebst all der trockenen Fachliteratur und den Goethe- und Schiller-Klassikern hat der Studentenladen auch etwas Seichtes für die Lernenden parat: Im Laden gibt es eine grosse Auslage mit zahlreichen Ausgaben des SM-Romans «Fifty Shades of Grey» – geschmückt mit einer Peitsche, einem Korsett und einer Maske!

«Bankrotterklärung einer Bildungsinstitution»

Die Studenten sind empört. Auf der Facebook-Seite «Verspottet: Universität Zürich» kommentieren sie den Büchertisch bissig. Sie nennen das «die Bankrotterklärung einer Bildungsinstitution». Andere fragen sich, «was man in dem Buch wohl lernen kann?»

Die Stiftung Zentralstelle der Studentenschaft der Universität Zürich (ZSUZ), welche die Läden betreibt, versteht die Aufregung nicht. «In unseren Läden bieten wir neben einem grossen Angebot an Fachliteratur, auch Literatur an, die unter anderem unterhaltenden Charakter hat. Wir sind eben ein Studentenladen, der ein weites Spektrum an studentischen Interessen abzudecken bemüht ist», sagt Nirmala Arthen, Geschäftsführerin der ZSUZ.

Dass «50 Shades of Grey» von Kritikern als Schund bezeichnet werde, gelte nicht als Argument, das Buch nicht zu verkaufen. «Wenn jedes Buch aus den Bücherläden verschwinden müsste, das von Kritikern verrissen wurde, müsste ein grosser Teil der Weltliteratur verbannt werden», so Arthen.

Büchertisch mit der Maske passe in die Fasnachtszeit

Und wie kam es zur provokativen Dekoration? «Wir wollten eine eher lustige Deko kreieren, die auch gut in die Fasnachtszeit passt und das aktuelle Thema ‹Fifty Shades of Grey› nicht allzu ernst präsentiert.»

Einige Studenten prangern auf Facebook an, der Studentenladen wolle sich durch den Hype, den der Film auslöst, bereichern. Das stimme nicht. «Wir sind eine nicht Gewinn orientierte Stiftung, ursprünglich von Studenten gegründet und beschäftigen uns einfach mit aktuellen Themen», sagt Arthen.

Ausserdem reagieren die Studenten im Laden positiv auf den Büchertisch. Und wer weiss, wenn das Buch bei den Studenten grossen Anklang findet, gibt es vielleicht auch bald eine Königs-Erläuterung zum Buch.

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