18 Monate Knast für Mercedes-Drängler Joseph F. (57)
Das irrste Autobahn-Überholmanöver der Schweiz

Irrer gehts nimmer! Autobahn-Drängler Joseph F. (57) überholte mit seinem Mercedes einen auf der Überholspur fahrenden Porsche links.
Publiziert: 16.10.2017 um 14:00 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:50 Uhr
1/6
Joseph F. (57) stand heute wegen seines irren Überholmanövers vor dem Zürcher Obergericht.
Foto: Philippe Rossier
Viktor Dammann

Zwischen dem Porsche auf der rechten und der Mittelleitplanke auf der linken Seite blieben Joseph F.* nur wenige Zentimeter Platz. Zu seinem Pech hatte ein zufällig vorausfahrendes ziviles Polizeiauto das waghalsige Überholmanöver gefilmt.

Das Zürcher Obergericht bestrafte den uneinsichtigen Rowdy heute wegen qualifizierter grober Verkehrsregelverletzung und Nötigung mit 1½ Jahre Gefängnis bedingt. 

«Perfektes Überholmanöver»

«Ich habe falsch reagiert und bin aufs Gas statt auf die Bremse», jammerte der Aussendienstmitarbeiter. «Ständig frage ich mich, weshalb ich falsch reagiert habe.» Er habe nicht mit Absicht eine gefährliche Situation schaffen wollen.

In der Untersuchung hatte er zudem ausgesagt: «Technisch gesehen war es ein perfektes Überholmanöver...»

Was war passiert? Am Pfingstsonntag 2016 gegen Mittag, brauste Joseph F. in seinem Mercedes CLK 430 (279 PS) auf der Überholspur mit Tempo 147 km/h auf der A4 Richtung Zürich. Vor der Ausfahrt Affoltern am Albis fuhr er auf einen Porsche 911 auf, der eben einen Reisecar überholt hatte.

Fahrzeuge berührten sich beinahe

«Joseph F. drängte sich wissentlich und willentlich zwischen die Mittelleitplanke und den Porsche und drückte den Porsche von der Fahrspur, um seine Fahrt ungebremst fortzusetzen», beschrieb der Staatsanwalt das unglaubliche Manöver in seiner Anklageschrift. Dabei habe der Mercedes zum Porsche und der Mittelleitplanke einen derart geringen Abstand gehabt, dass sich die Fahrzeuge beinahe berührten und der Mercedes die Leitplanke um ein Haar touchierte.

Trotzdem behauptete Christian Widmer, der Anwalt des Autobahnrowdys, der Porschefahrer sei schuld gewesen, dieser habe «geschlafen». Der Porsche habe Schlangenlinien gefahren und Anstalten gemacht, auf die Normalspur zu wechseln. 

Im unfassbaren Video, das im Gerichtssaal mehrmals abgespielt wurde, war davon jedoch nichts festzustellen. «Ich glaube, wir haben nicht denselben Film gesehen» meinte Richter Stefan Volken. «Und es stimmt mich nachdenklich, dass sie nicht wissen, weshalb sie falsch reagiert haben. Ich frage mich, ob ob jemand, der so fährt, auf die Strasse gehört», meinte er zum Angeklagten.

«Weiss nicht, welcher Teufel sie geritten hat» 

Diese Gedanken hat wohl sich auch das Strassenverkehrsamt Zug gemacht. Der Ausweis wurde Joseph F. auf unbestimmte Zeit entzogen.

Auch Gerichtspräsident Franz Bollinger fand deutliche Worte: «Ich bin jetzt seit 37 Jahren bei der Justiz tätig. Doch was ich auf dem Video gesehen habe, sprengt jeden Rahmen. «Ich weiss nicht, welcher Teufel sie geritten hat.» Es sei Glück oder Zufall gewesen, dass es nicht einen Unfall mit Toten und Verletzten gegeben habe. 

Damit bestätigten die Zürcher Richter das Urteil des Bezirksgerichtes Affoltern. Joseph F. und sein Anwalt hatten das Urteil angefochten. 

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?