Frankreich wird definitiv zum Streikreich! Gestern herrschte erneut Chaos, rund 130 Demonstrationen waren angesagt.
Gestreikt wurde bei Medien, Taxis, Air France, Kinderkrippen, Schulen, Universitäten, Bibliotheken, Post, Feuerwehr, Banken usw. Selbst Strom- und Gasunternehmen drohten, die Energiezufuhr zu drosseln.
Auch Flixbus ausgebucht
Verheerend war auch der Streik bei der Bahn. Zwischen der Schweiz und dem Streikreich fielen mehrere TGV-Züge aus, auch im französischen Regionalverkehr fuhren nur zwei von fünf Zügen.
Bei vielen Bahnreisenden herrschte Ratlosigkeit. Ein 72-jähriger Zürcher, der seit sieben Jahren in der Provence lebt und am Mittwoch zurückkehren wollte, musste in der Schweiz vorübergehend bei Verwandten absteigen. Er sagt zu BLICK: «Die Hotline der SBB war sehr freundlich, teilte mir aber mit, dass ich keine Chance für die Weiterreise hätte.»
Auch seine Anfrage bei Flixbus fruchtete nicht: Alles ausgebucht.
Ein Privileg aus alten Zeiten
Der Zürcher ärgert sich: «Ich bin Frankreich-Fan. Aber wie die streikenden Franzosen so stur an ihren Privilegien festhalten, geht mir auf den Geist.» So kämpfen die Lokführer darum, dass ihr Rentenalter ab 52 Jahren beibehalten werde. «Das ist ein Relikt aus der Nachkriegszeit, als die Bahnen dringend Personal suchten und sie mit guten Arbeitsbedingungen köderten.»
Schon sein Vater habe sich früher immer gefragt, wie sich das die Franzosen leisten könnten. «Und seither hat sich nichts geändert!»
Die Franzosen streiken gegen die Reformpläne von Staatspräsident Emmanuel Macron (40) sowie für höhere Löhne. Macron will alte Privilegien abschaffen, zudem soll der Energiemarkt liberalisiert werden. Verschiedene Gewerkschaften haben angekündigt, regelmässig bis Ende Juni zu streiken.
Letzten Platz ergattert
Bei TGV Lyria, die von Zürich/Basel, Genf und Lausanne nach Paris fährt, hat man reagiert: An Streiktagen soll auf jeder dieser drei Linien mindestens ein Zug fahren.
Ab heute Freitag bis Sonntag soll der Bahnbetrieb im Streikreich wieder normal rollen. Auch der in Zürich gestrandete Schweizer hat für heute einen Platz für die Heimreise gefunden. «Ich habe mit grossem Glück den allerletzten Sitz im TGV von Genf nach Avignon erhalten.»