13 Urnen gehoben. Dutzende noch im Wasser
Das Grauen aus dem See

Taucher fanden die Urnen mit menschlichen Überresten. Tote, die illegal im Zürichsee versenkt worden waren.
Publiziert: 19.04.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:19 Uhr
Von Corinne Landolt

Urne an Urne. Gefüllt mit menschlicher Asche. Versenkt im Zürichsee. Weggekippt, wie Müll. «Ich habe ja schon vieles unter Wasser gefunden, aber so etwas habe ich noch nie gesehen, sagt Roman Ruetz (47) von der Seerettung Küsnacht ZH.

Er und sein Kollege Michi Wunderli (23) haben den grausigen Fund gemacht. «Wir suchten unter Wasser nach einem Sonnendach, das uns vom Boot gefallen war. Zuerst fanden wir ein rostiges Velo, dann stiessen wir auf die Tongefässe», sagt Ruetz. «Wir glaubten zuerst, eine Gärtnerei habe Blumentöpfe entsorgt. Als wir sahen, dass es Reste von Menschen waren, erschraken wir.»

Die unbekannten Toten von der Goldküste – Dutzende Urnen lagern vor Küsnacht, in einer Tiefe zwischen acht und zehn Metern. «Die Urnen liegen alle auf einem Haufen. Bei 50 haben wir aufgehört zu zählen», sagt Ruetz.

Gestern barg der Seerettungsdienst Küsnacht einen Teil der Urnen. Die 13 Tongefässe tragen das Zürcher Logo. Sie sind offen, der Deckel wurde abgeschraubt. Darin ein dunkelbraunes Gemisch aus Schlick und menschlicher Asche.

«Die Urnen liegen noch nicht lange dort unten», schätzt Taucher Ruetz. «Es sieht aus, als ob hier jemand regelmässig entsorgt.»

Ein Fall für die Polizei: Denn gewerbsmässige Seebestattungen sind nicht erlaubt.

Wer hat die Toten in den See gekippt? Der Verdacht fällt auf die Sterbehilfeorganisation Dignitas. Denn Ludwig A. Minellis Ex-Mitarbeiterin Soraya Wernli (53) gab BLICK schon vor eineinhalb Jahren den Standort an, wo Dignitas die Urnen entsorgte. Es ist derselbe Ort, an dem jetzt der grausige Fund gemacht wurde!

Auch das Zürcher Logo weist daraufhin, dass es die Dignitas-Urnen sind, die Wernli damals schilderte: «Wir mussten die Urnen einzeln im Krematorium Nordheim in Zürich abholen. Dann wurden sie bei Ludwig A. Minelli daheim zwischengelagert. Im Keller, wo er auch seine Weinsammlung hat.»

Die Urnen wurden in Minellis rotem Kombi nach Küsnacht gebracht und vom Steg aus im See versenkt. «Morgens um fünf Uhr, wenn noch keine Schwimmer unterwegs sind. An jeder Urne ist eine Plakette mit dem Namen des Verstorbenen befestigt. Die musste man weghebeln.»

Gegenüber einem Journalisten des US-Magazins «The Atlantic» gab Minelli (77) im vergangenen Sommer zu, dass er die Urnen «an einem ruhigen Ort zwischen teuren Häusern in den Zürichsee wirft».

Jetzt ermittelt die Kantonspolizei Zürich; sie hat die Urnen mitgenommen.

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