Sein Gesicht versteckt er unter einer dicken Jacke. Der ehemalige Knast-Kadermann Frank L.* (47) musste gestern vor dem Bezirksgericht Affoltern am Albis ZH antraben. Den Weg kennt er gut: Über ein Jahrzehnt lang arbeitete er direkt nebenan im Gefängnis und nahm die gleiche Türe im Erdgeschoss. Nun muss sich der Ex-Kanzleichef wegen Veruntreuung und Urkundenfälschung verantworten. Er hatte sich aus der Knastkasse bedient.
Im Januar 2012 beginnt es: L. nimmt jede Woche Bargeld aus dem Tresor – jeweils 500 bis 600 Franken. «Ich war in Geldnot, habe damit Rechnungen bezahlt, Steuerschulden», sagt er dem Richter. «Was ist mit dem Fernseher?», fragt der. «Nein», antwortet L. «Ich habe mir auch kein Auto gekauft oder mir Ferien geleistet.» Er schummelte beim monatlichen Kassensturz, hielt falsche Bestände fest.
«Ich dachte immer, ich kann das Geld zurücklegen», sagt der Angeklagte. «Aber es ging nicht, es wurde mehr und mehr.» Kurz bevor alles auskommt, zeigt er sich im August 2014 selbst an. Schaden: 47 769.80 Franken. «Ich bin erschrocken, als ich hörte, wie viel es ist.» Hinzu kommen 1600 Franken, die er von der Ehefrau eines Insassen annahm, um dessen offene Bussen zu bezahlen. Stattdessen beglich er eigene Rechnungen.
Die Staatsanwältin forderte neun Monate bedingt, der Verteidiger maximal ein halbes Jahr. Der Richter verurteilt L. schliesslich zu einem Jahr bedingt. Er habe faktisch die Kasse geplündert. Am Schluss seien nur noch wenige Hundert Franken drin gewesen. Das gestohlene Geld muss L. zurückzahlen. Er sagt: «Es war ein Fehler. Ich will das wieder gutmachen.»