«Touristen aus aller Welt kommen nach Neubühl»
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100 Jahre Bauhaus:«Touristen aus aller Welt kommen nach Neubühl»

100 Jahre Bauhaus-Stil
Wie lebt es sich in der Zürcher Avantgarde-Siedlung?

Bauhaus wird 100 Jahre alt. Wie lebt 
es sich heute in Architektur, die von dieser avantgardistischen Kunstschule geprägt ist? Hausbesuch bei Bewohnern der Siedlung Neubühl in Zürich.
Publiziert: 31.03.2019 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 10:56 Uhr
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Walter Gropius gründet im April 1919 das Staatliche Bauhaus.
Foto: Imago
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Der Hausbau hat im Bauhaus den höchsten Stellenwert. «Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!», lautet deshalb der erste Satz im Manifest, das der deutsche Architekt Walter Gropius (1883–1969) im April 1919 zur Gründung des Staatlichen Bauhauses verfasste.

Vor genau hundert Jahren vereinte er als Bauhaus-Direktor in Weimar (D) die bestehende Hochschule für Bildende Kunst und die Kunstgewerbeschule zur neuen ­gestalterischen Bildungsstätte – Theorie und Praxis finden zusammen. «Architekten, Bild­hauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!», heisst es im Manifest weiter. «Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers.»

Die Schweizer Maler Paul Klee (1879–1940) und Johannes Itten (1888–1967) fühlten sich von diesem bahnbrechenden Manifest angesprochen und lehrten am Bauhaus. Was mit Umzügen nach Dessau (D) und später Berlin unter dem Druck der Nazis bereits 1933 ­wieder sein Ende fand, hat interna­tionale Auswirkungen bis heute.

Schon einmal auf einem Wassily-Stuhl von Marcel Breuer (1902–1981) gesessen? Bauhaus. Vielleicht die Tischleuchte MT8 von Wilhelm Wagenfeld (1900–1990) angezündet? Bauhaus. Oder mit der Teekugel von Wolfgang Tümpel (1903–1978) im heissen Wasser gerührt? Auch das Bauhaus.

1931 gestaltet Marcel Breuer in Zürich ein neuartiges Verkaufslokal der ­eben gegründeten Wohnbedarf AG, um diese Produkte unters Volk zu bringen. Heute hat der Wohn­bedarf weitere Filialen in Basel und Frauenfeld. Wer trotzdem noch nie mit solchem Design in Berührung kam: Die schlichten, praktischen Bauhaus-Formen haben bei allen grossen Möbelhäusern Einzug ­gehalten und heissen zum Beispiel Billy (Gestell) oder Caddy (Sofa).

«Licht, Luft, 
Bewegung, Öffnung»

Das Bauhaus war Heimstätte der Avantgarde und ist Inbegriff der Klassischen Moderne. Und da man den Bau zum Endziel erklärte, wohnen heute Menschen in Häusern, die ihre gestalterische ­Inspiration von der Weimarer Kunstschule erhielten. Merkmale: Würfelform mit Flachdach im ­Zeilenbau. Die Gebäude haben meist grosse Glasflächen, weisse Fassaden und schwarze Metall­geländer. Revolutionär für diese Zeit!

In der Schweiz gilt die 1932 ­fertiggestellte Siedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen als Prototyp und wichtigste Gesamtüberbauung im Stil dieses sogenannten Neuen Bauens: 105 Reiheneinfamilienhäuser mit drei bis sechs Zimmern und 88 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen in Mehrfamilienhäusern – insgesamt 30 Gebäudekomplexe, hoch auf einem Moränen­hügel in Zeilen angeordnet.

Fensterfronten sind konsequent nach Süden ausgerichtet und nicht auf Strassen wie bei den bis dahin üblichen Blockrandbebauungen. «Licht, Luft, Bewegung, Öffnung», verlangt der Schweizer Architekturhistoriker Sigfried Giedion (1888–1968) schon 1929 in seinem Buch «Befreites Wohnen» und folgert: «Schön ist ein Haus, das gestattet, in Berührung mit Himmel und Baumkronen zu leben.»

Giedion, Mitbegründer der Wohnbedarf AG, ist Vorkämpfer des Neuen Bauens in der Schweiz und damit Förderer der Siedlung Neubühl. Sein Erweckungserlebnis hat er 1923: Eben erst promoviert mit einer Arbeit über spätbarocken und romantischen Klassizismus, reist der frischgebackene Herr Doktor nach Weimar zur Leistungsschau des Bauhauses. Klare Linien statt barocker Kringel – Giedion ist begeistert.

«Die Siedlung Neubühl ist 
Bauhaus de père en fils»

In Weimar lernt Sigfried Giedion den Bauhaus-Gründer Walter Gropius kennen – der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Gropius ist einer der Architekten, die 1927 die Weissenhof-Siedlung in Stuttgart (D) bauen. Dort wirkt auch die Kollektivgruppe Schweizer Architekten unter der Leitung von Max Ernst Haefeli (1901–1976) und richtet ein Haus von Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) ein.

Schaffe, schaffe, Häusle baue: Zurück aus Stuttgart, wollen Hae­feli, Moser und Steiger zusammen mit dem Basler Bauhaus-Dozenten Paul Artaria (1892–1959) ein Schweizer Pendant zur Weissenhof-Siedlung bauen: die Siedlung Neubühl. Mit dabei die Bauhaus-Schüler Hans Fischli (1909–1989) und Max Bill (1908–1994) – Ersterer in der Planung, Letzterer in der grafischen Gestaltung und Wohnungseinrichtung.

Benedikt Loderer (74), Schweizer Architektur-Publizist, sagt: «Neubühl ist ein Nachfolgeprojekt zur Siedlung Weissenhof in Stuttgart, also Bauhaus de père en fils.» Bauhaus lebt in Abwandng also auch in der Schweiz weiter. Und wie es sich heute in einem solchen Hausbau lebt, darüber berichten hier Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Neubühl.

Designer Tom Strala (44), der in einem Atelier der Siedlung arbeitet, sagt über das Neubühl: «Einst für ein Provisorium von 40 Jahren gedacht, ist es zu einem Denkmal geworden.» Seit 2010 steht die Siedlung unter Denkmalschutz. Und Bruno Suhner, Geschäftsleiter der Genossenschaft Neubühl, sagt: «Es ist beeindruckend, dass man nach bald hundert Jahren immer noch sagen kann: Doch, diese Architektur funktioniert gut.»

Rahel Locher (62), Deutschlehrerin 
für fremdsprachige Kinder im Primarschulalter, bewohnt mit ihrer Tochter ein 3-Zimmer-Reiheneinfamilienhaus

«Seit 22 Jahren wohnen wir in der Siedlung Neubühl. Schon immer hatte ich eine Vorliebe für helle Wohnungen mit grossen Fenstern. Man hat stets das Wetter in der Stube. Die Natur ist hier sehr nahe: ein grosser Garten – mit Kindern kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Vor uns lebte eine vierköpfige Familie in diesem Reihenhäuschen. Damals hatte man bedeutend weniger Raumanspruch. Dazu hat man heute viel mehr Dinge. Doch selbst zu zweit muss man sich platzmässig einschränken – ich bin andauernd am Auf- und Wegräumen. Das hat jedoch den Vorteil, dass man nicht zu viel Material hortet. Ich selber bin in einem Gebäude in der Bauhaus-Tradition aufgewachsen. Der Bauhaus-Stil war seiner Zeit weit voraus: Die grossen Fenster, mit denen man bei den heutigen Glasbauten das Licht hereinholt, die gibt es hier schon seit bald 100 Jahren. Von daher fühlt man sich nicht wie in einem Museum – es ist zeitgemässes, modernes Wohnen.»

«Seit 22 Jahren wohnen wir in der Siedlung Neubühl. Schon immer hatte ich eine Vorliebe für helle Wohnungen mit grossen Fenstern. Man hat stets das Wetter in der Stube. Die Natur ist hier sehr nahe: ein grosser Garten – mit Kindern kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Vor uns lebte eine vierköpfige Familie in diesem Reihenhäuschen. Damals hatte man bedeutend weniger Raumanspruch. Dazu hat man heute viel mehr Dinge. Doch selbst zu zweit muss man sich platzmässig einschränken – ich bin andauernd am Auf- und Wegräumen. Das hat jedoch den Vorteil, dass man nicht zu viel Material hortet. Ich selber bin in einem Gebäude in der Bauhaus-Tradition aufgewachsen. Der Bauhaus-Stil war seiner Zeit weit voraus: Die grossen Fenster, mit denen man bei den heutigen Glasbauten das Licht hereinholt, die gibt es hier schon seit bald 100 Jahren. Von daher fühlt man sich nicht wie in einem Museum – es ist zeitgemässes, modernes Wohnen.»

Emanuel La Roche (76), pensio­nierter Journalist, bewohnt mit seiner Frau eine 3-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses

«Ich wuchs in Zürich-Wollishofen auf. 
Als 12-Jähriger machte ich mit dem Velo Ausfahrten bis ins Neubühl und dachte immer: Da möchte ich einmal wohnen. Als ich dann einen ersten Spaziergang mit meiner Frau hierhin machte, sagte ich wieder: ‹Da möchte ich einmal wohnen.› 1971 meldeten wir uns bei der Genossenschaft an und mussten bis 1977 warten. In den 1980ern war ich als Korrespondent des ‹Tages-­Anzeigers› in der BRD. Als ich in der DDR die Bauhaus-Stadt Dessau besuchte, erinnerte mich vieles ans Neubühl – so ist das Treppengeländer im Bauhaus dasselbe wie hier. Auch die Balkontürverschlüsse und die kleinen Klappfensterchen oben erinnern an Bauhaus. 2006 zogen wir dann in diese Wohnung im Neubühl. Die Küche ist sehr klein, eine richtige Kombüse. Wenn man all die heutigen Küchengeräte aufstellen wollte, dann fände man gar keinen Platz. Dafür hat es Wandkästen. Die waren in der damaligen Zeit ganz neu. Mein Sohn ist Architekt. Der sagt, das Neubühl sei so perfekt gebaut, das könne man nicht toppen.»

«Ich wuchs in Zürich-Wollishofen auf. 
Als 12-Jähriger machte ich mit dem Velo Ausfahrten bis ins Neubühl und dachte immer: Da möchte ich einmal wohnen. Als ich dann einen ersten Spaziergang mit meiner Frau hierhin machte, sagte ich wieder: ‹Da möchte ich einmal wohnen.› 1971 meldeten wir uns bei der Genossenschaft an und mussten bis 1977 warten. In den 1980ern war ich als Korrespondent des ‹Tages-­Anzeigers› in der BRD. Als ich in der DDR die Bauhaus-Stadt Dessau besuchte, erinnerte mich vieles ans Neubühl – so ist das Treppengeländer im Bauhaus dasselbe wie hier. Auch die Balkontürverschlüsse und die kleinen Klappfensterchen oben erinnern an Bauhaus. 2006 zogen wir dann in diese Wohnung im Neubühl. Die Küche ist sehr klein, eine richtige Kombüse. Wenn man all die heutigen Küchengeräte aufstellen wollte, dann fände man gar keinen Platz. Dafür hat es Wandkästen. Die waren in der damaligen Zeit ganz neu. Mein Sohn ist Architekt. Der sagt, das Neubühl sei so perfekt gebaut, das könne man nicht toppen.»

Seraina Burger (40), Theaterpäda­gogin im Mutterschaftsurlaub, und Martin Burger (49), Heilpädagoge, bewohnen mit ihren Töchtern Mia (5), Juna (3) und Nevia (6 Monate) ein 6-Zimmer-Reiheneinfamilienhaus

«Wir leben seit zwei Monaten im ­Neubühl. Uns gefällt die Architektur 
in ihrer Klarheit sehr, vor allem diese Bandfenster. Wir mögen eine pragmatische Bauweise, und Verschnörkeltes gefällt uns nicht besonders. Beim Einzug mussten wir unseren Hausrat ausmisten und uns über­legen, was wichtig ist und wo es hier Platz findet. Zuvor wohnten wir in einem 80 Jahre alten Einfamilienhaus in Kilchberg unweit von hier. Dort sieht man einander selten auf der Strasse. Wir hatten immer das Gefühl, wir seien die Einzigen, die man sehe und vor ­allem höre. Hier ist das völlig anders: Durch die offene Bauweise registriert man sofort, ob die Bewohner rundherum da sind oder nicht – so ähnlich ist es vermutlich in ­einem Dorf. Aber wir sind dankbar, wenn wir die Nachbarn hören, denn wir sind mit den ­kleinen Kindern auch nicht sehr leise. Der Bauhaus-Stil ist praktisch, aber nicht primär kindgerecht. Doch wenn unsere Töchter mit einer geraden, relativ steilen Treppe aufwachsen, dann lernen sie damit umzugehen.»

«Wir leben seit zwei Monaten im ­Neubühl. Uns gefällt die Architektur 
in ihrer Klarheit sehr, vor allem diese Bandfenster. Wir mögen eine pragmatische Bauweise, und Verschnörkeltes gefällt uns nicht besonders. Beim Einzug mussten wir unseren Hausrat ausmisten und uns über­legen, was wichtig ist und wo es hier Platz findet. Zuvor wohnten wir in einem 80 Jahre alten Einfamilienhaus in Kilchberg unweit von hier. Dort sieht man einander selten auf der Strasse. Wir hatten immer das Gefühl, wir seien die Einzigen, die man sehe und vor ­allem höre. Hier ist das völlig anders: Durch die offene Bauweise registriert man sofort, ob die Bewohner rundherum da sind oder nicht – so ähnlich ist es vermutlich in ­einem Dorf. Aber wir sind dankbar, wenn wir die Nachbarn hören, denn wir sind mit den ­kleinen Kindern auch nicht sehr leise. Der Bauhaus-Stil ist praktisch, aber nicht primär kindgerecht. Doch wenn unsere Töchter mit einer geraden, relativ steilen Treppe aufwachsen, dann lernen sie damit umzugehen.»

Beatrice Münger (59), Hortleiterin und Künstlerin, ­bewohnt eine 2-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock eines Mehr­familienhauses

«In allen Wohnungen hier im Haus wurden letzten Herbst Küche und Bad renoviert. Bereits bei meinem Einzug vor ein paar Jahren kam ein ursprünglicher Linoleum­boden rein. Ich durfte die Farbe auswählen und entschied mich für ein dunkles Braun. Die Wohnung hat Charme: Man merkt, dass sich die Architekten etwas überlegt haben. In Sachen Einrichtung bin ich nicht dogmatisch im Hinblick auf Bauhaus, das wäre mir zu eng. Aber gewisse meiner alten Möbel passten nicht mehr hier rein. So hatte ich einen Bistrotisch aus Kirschholz mit gusseisernen Beinen – den musste ich weggeben. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und einiges erinnert mich an Details in Bauernhäusern, etwa die Küchenlampe oder die ­alten Türklinken. Bauhaus hat ja nicht alles komplett neu erfunden, sondern Funktionales übernommen. Das Neubühl ist eine Va­riation des neuen Bauens, von der Grundidee her gibt es meines Erachtens seither nichts Moderneres, Neues mehr – vielmehr sind es Spielarten dieses Stils.»

«In allen Wohnungen hier im Haus wurden letzten Herbst Küche und Bad renoviert. Bereits bei meinem Einzug vor ein paar Jahren kam ein ursprünglicher Linoleum­boden rein. Ich durfte die Farbe auswählen und entschied mich für ein dunkles Braun. Die Wohnung hat Charme: Man merkt, dass sich die Architekten etwas überlegt haben. In Sachen Einrichtung bin ich nicht dogmatisch im Hinblick auf Bauhaus, das wäre mir zu eng. Aber gewisse meiner alten Möbel passten nicht mehr hier rein. So hatte ich einen Bistrotisch aus Kirschholz mit gusseisernen Beinen – den musste ich weggeben. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, und einiges erinnert mich an Details in Bauernhäusern, etwa die Küchenlampe oder die ­alten Türklinken. Bauhaus hat ja nicht alles komplett neu erfunden, sondern Funktionales übernommen. Das Neubühl ist eine Va­riation des neuen Bauens, von der Grundidee her gibt es meines Erachtens seither nichts Moderneres, Neues mehr – vielmehr sind es Spielarten dieses Stils.»

Tom Strala (44), Architekt und Designer, arbeitet in einem Künstleratelier

«Ich lebe und arbeite seit knapp fünf Jahren im Neubühl. 
Für mich ist das hier ein totaler Glücksfall: Das Freiheitsgefühl 
ist einmalig. Bei meinem ersten Besuch fühlte ich mich gleich wie an einem Kurort mitten in Zürich. 
Die Architektur ist hier mehr als nur eine Hülle. Für mich ist es gebaute Soziologie, die positiven Einfluss auf das Leben der ­Bewohner hat. Picasso formulierte es einst so: ‹Neubühl gefällt mir, scheint beweglich und nicht für 
die Ewigkeit fixiert. Man hat das Gefühl, dass man wirklich alles ­zusammenpacken und forttragen könnte …› Das Neubühl gibt ein Zuhause für die Leute, die auf der Durchreise sind und, einmal angekommen, nicht mehr weiterwollen. Genau wie das Neubühl selbst. Einst für ein Provisorium von 40 Jahren gedacht, ist es zu einem Denkmal geworden. Im Kontrast zur heutigen Architektur, die für die Ewigkeit gebaut und doch nach 40 Jahren abgerissen wird. Wenn man sich diese Gegensätze anschaut, wird es offensichtlich, dass der wahre Wert in der gebauten Ideologie liegt und nicht im Wert der Materialien.»

«Ich lebe und arbeite seit knapp fünf Jahren im Neubühl. 
Für mich ist das hier ein totaler Glücksfall: Das Freiheitsgefühl 
ist einmalig. Bei meinem ersten Besuch fühlte ich mich gleich wie an einem Kurort mitten in Zürich. 
Die Architektur ist hier mehr als nur eine Hülle. Für mich ist es gebaute Soziologie, die positiven Einfluss auf das Leben der ­Bewohner hat. Picasso formulierte es einst so: ‹Neubühl gefällt mir, scheint beweglich und nicht für 
die Ewigkeit fixiert. Man hat das Gefühl, dass man wirklich alles ­zusammenpacken und forttragen könnte …› Das Neubühl gibt ein Zuhause für die Leute, die auf der Durchreise sind und, einmal angekommen, nicht mehr weiterwollen. Genau wie das Neubühl selbst. Einst für ein Provisorium von 40 Jahren gedacht, ist es zu einem Denkmal geworden. Im Kontrast zur heutigen Architektur, die für die Ewigkeit gebaut und doch nach 40 Jahren abgerissen wird. Wenn man sich diese Gegensätze anschaut, wird es offensichtlich, dass der wahre Wert in der gebauten Ideologie liegt und nicht im Wert der Materialien.»


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