Am 23. Mai 2021 begann für Tuner Fabio R.* (34) ein monatelanger Kampf um seinen BMW M2 Competition. Der Bauarbeiter aus Dietikon ZH dreht mit seinem Boliden gerade eine Runde entlang der Zürcher Seepromenade, als er von der Stadtpolizei kontrolliert wird. Und die Kontrolle ergibt ein klares Resultat: Der BMW von Fabio R. ist zu laut und muss darum aus dem Verkehr gezogen werden. Und Fabio R. steht unter Verdacht, sein Auto mit verbotenem Tuning lauter gemacht zu haben. «Ich sagte sofort, dass mein Auto legal ist», sagt Fabio R. zu Blick. Nur: So richtig mag dem Tuner niemand glauben.
Monatelang kämpft der Italiener beim Strassenverkehrsamt um seinen Sportwagen. Und geht am Schluss tatsächlich als Sieger hervor! Denn Ermittlungen ergeben: Der Fehler liegt nicht beim Tuner, sondern bei BMW selber. Besser gesagt bei einer von BMW beauftragten Prüfstelle.
Schon im Sommer tauscht sich Fabio im Internet mit anderen M2-Competition-Fahrern aus, die sich in derselben Situation befinden. So wie sein Namensvetter Fabio C.* (32). Der BMW des Stadtzürcher Hauswarts wurde nämlich ebenfalls stillgelegt, weil er zu laut sei. Und auch Fabio C. versteht nicht, was die Ursache sein könnte.
Acht M2 allein auf Stadtgebiet Zürich stillgelegt
Für die beiden Fabios war es der Beginn einer Odyssee. «Ich habe zuerst die legalen Änderungen zurückbauen lassen», beginnt der Bauarbeiter. «Dann hiess es beim Strassenverkehrsamt, dass die Software manipuliert sein müsse.» Der Italiener muss also ein Gutachten anfertigen lassen, das belegt, dass mit seiner Software alles stimmt – nur um abermals durch die Lärmmessung zu rasseln. So geht das bei den beiden Fabios über Monate hin und her. «Es entstanden jedem von uns Kosten von fast tausend Franken – und wir konnten unsere Autos nicht mehr fahren», fasst Fabio C. zusammen.
Acht BMW M2 Competition wurden allein auf dem Stadtgebiet Zürich stillgelegt, weil sie allesamt als zu laut eingestuft wurden. Dann wird die Stadtpolizei stutzig.
In einem Dokument vom Zürcher Stadtrichteramt, das die beiden Fabios Anfang Januar erhielten, heisst es: «Da Fahrzeuge der spezifischen Fahrzeugtypenversion gehäuft als zu laut beanstandet wurden und deren Halter glaubhaft geltend machten, dass die Fahrzeughersteller die Konformität der Fahrzeuge zusicherten, fühlt sich die Polizei dazu veranlasst, weitere Abklärungen zu tätigen.»
Das Resultat dieser Abklärungen entlastet die beiden BMW-Besitzer endlich: «Bei der vorliegenden Fahrzeugtypenversion wurde der Referenzwert falsch erhoben, und dieser wurde in der Folge von den Schweizer Behörden übernommen», heisst es in der Nichtanhandnahmeverfügung.
Das Bundesamt für Strassen (Astra) konkretisiert auf Nachfrage: «Offenbar ist bei der Erarbeitung der EU-Gesamtgenehmigung ein falscher Wert für das Standgeräusch übernommen worden – vermutlich durch die Prüfstelle in Deutschland, welche für BMW den Auftrag durchgeführt hat. Solche Messungen müssen von staatlich anerkannten Prüfstellen durchgeführt werden. Die Folge ist, dass dieser falsche Wert von der EU-Gesamtgenehmigung in die CH-Datenblätter übernommen wurde und die Verwirrung bei den korrekten Messungen der Stadtpolizei Zürich ausgelöst hat.»
Bundesamt für Strassen will aktiv werden
Resultat: Wer mit einem BMW M2 Competition in eine Lärmmessung kam, hatte keine Chance. Sein Fahrzeug wurde wegen des falschen Referenzwertes in den Datenblättern automatisch als zu laut taxiert und aus dem Verkehr gezogen. Das Bundesamt für Strassen schreibt weiter: «Das Astra wird rasch mit BMW (Importeur/Hersteller) diesbezüglich in Kontakt treten.»
Für die beiden Fabios ist das eine späte Genugtuung. Und sie stellen sich die Frage, wer nun die entstandenen Kosten übernimmt. «Wenigstens können wir jetzt wieder ohne Angst in die Stadt fahren.»
BMW will zu Anfragen von Blick momentan keine Stellung beziehen. Nur so viel: «Wir werden den Fall mit unseren internen Experten prüfen.» Beim Zürcher Strassenverkehrsamt heisst es lediglich, dass man nicht wisse, wie viele Fahrzeuge wegen des Fehlers stillgelegt wurden: «Wir erheben dazu keine Zahlen.»
*Namen bekannt
Mit Ausbruch der Pandemie brachen für Autoposer harte Zeiten an. Schweizweit geht die Polizei seit 2020 rigoros gegen blubbernde Motoren und knallende Auspuffe vor und legt Autos gleich reihenweise still.
Erst vor wenigen Wochen gab es zum Beispiel in Sissach BL einen grossen Einsatz: 200 PS-starke Fahrzeuge versammelten sich auf dem Parkplatz eines Grossverteilers. Die Polizei löste den Treff nach kurzer Zeit auf. Ausnahmsweise wurden dieses Mal keine Fahrzeuge stillgelegt.
Zur gleichen Zeit liessen PS-Poser auch in Oberwinterthur ZH die getunten Motoren aufheulen. 100 Personen wurden laut Kantonspolizei Zürich kontrolliert. Und hatten weniger Glück: Sieben Autofahrer wurden angezeigt.
Für Liebhaber des satten Sounds dürften die Zeiten nicht einfacher werden. Denn die Grenzwerte könnten in Zukunft noch weiter gesenkt werden.
Mit Ausbruch der Pandemie brachen für Autoposer harte Zeiten an. Schweizweit geht die Polizei seit 2020 rigoros gegen blubbernde Motoren und knallende Auspuffe vor und legt Autos gleich reihenweise still.
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