Zürcher Gewerbler rüsten sich gegen 1. Mai-Krawalle
Chaoten, bitte verschont uns!

Im Zürcher Kreis 4 rüsten sich die Gewerbler gegen Krawalle vom 1. Mai – denn sie sind mittendrin, wo Protestler auf Polizei treffen.
Publiziert: 29.04.2015 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:46 Uhr
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Aber die Sonnenbrillen sind bruchsicher. Optiker an der Europaallee.
Foto: Toini Lindroos
Von Romina Lenzlinger (Text) und Toini Lindroos (Fotos)

Heute Abend kurz nach Ladenschluss ist es wieder so weit: Alex Kandasamy (40) wird Laptops, Bildschirme und iPhones aus dem Schaufenster nehmen und im Keller verstauen. Dann nagelt er dicke Holzbretter vor die Scheiben. Der Geschäftsführer von Pagevision an der Militärstrasse im Zürcher Kreis 4 will morgen am 1. Mai den Chaoten keine Chance geben. «Mir bleibt keine Wahl», sagt er. «Würde ich mich nicht schützen, läge mein Laden in Trümmern.» Im Langstrassen-Quartier gehen die Kleingewerbler in Deckung. Sie verbarrikadieren Fenster und Türen. Denn sie sind mittendrin. Jahr für Jahr wird das Arbeiterquartier am 1. Mai zum Spielplatz für jugendliche Krawallmacher, meist von auswärts. Jahr für Jahr trifft hier Gummischrot auf Pflastersteine. Und die Gaffer machen Handybilder.

Auch im Polizeiposten ist man für alle Eventualitäten gewappnet. Geht es bereits am Morgen mit Randale los, lassen die Polizisten die «Krawall­storen» herunter, Rollläden aus massivem Metall. Dadurch sind immerhin die Fenster geschützt.

Mit Holzplatten vor den Schaufensterscheiben schützt sich auch Jonny Cicia, Geschäftsführer vom America Drugstore an der Langstrasse. Er erinnert sich mit Schrecken an die «Reclaim the Streets»-Krawallnacht im Dezember 2014: «Kaputte Scheiben, Scherben überall. So etwas will ich nie wieder erleben», sagt Cicia. Er baut auf seine Vorkehrungen: «Die Polizei schafft es ja doch nicht, alle Chaoten im Zaum zu halten.»

Entspannter ist man im Restaurant Sonne. Hier verzichtet der Chef zum ersten Mal seit Jahren auf Schutzmassnahmen: «Die Polizei hat die vergangenen zwei Jahre bewiesen, dass sie die Chaoten im Griff hat. Das macht unsere Bodyguards überflüssig.» Gleich tönt es bei den Gewerblern an der Europaallee. Optimisten ersetzten gestern sogar noch die letzten Scheiben, die im Dezember kaputt gegangen waren. Angst vor erneuten Vandalenakten haben die Shopbesitzer nicht. «Die Polizei soll ihren Job machen», sagt der Sprecher der Vereinigung Europa­allee. Frei hat morgen kein Zürcher Polizist. Stapo-Sprecher Marco Cortesi relativiert: «Unsere Aufgabe ist es, die Bevölkerung zu schützen und nicht nur einen Strassenzug.»

Die Linksaktivisten haben dieses Jahr schon markiert. In der Nacht auf gestern beschmierten sie den neuen Sechseläutenplatz mit roter Farbe. Schaden: 10 000 Franken. Nutzen: keiner.

Nicht alle frei am 1. Mai

Bern – In der Schweiz feiert der Feiertags-Dschungel Urständ.

Je nach Kanton haben die Büezer acht (etwa Appenzell Ausserrhoden) bis 15 Tage (Tessin) zusätzlich frei, in Form von Feiertagen oder öffentlichen Ruhetagen. 

Das Durcheinander gilt auch am 1. Mai! Freuen dürfen sich die Arbeitnehmer morgen in den Kantonen Basel-Stadt, Baselland, Jura, Neuenburg, Schaffhausen, Thurgau, Tessin und Zürich über einen ganzen gesetzlich anerkannten freien Tag.

In Solothurn ist immerhin der Nach­mittag von Gesetzes wegen frei. Auch im Aargau erhalten die Büezer meist einen halben Tag frei, obwohl der Feiertag nicht gesetzlich verankert ist. In den übrigen Kantonen wird brav gearbeitet. Das wollte die heutige SP-Ständerätin Anita Fetz 2001 mit einem Vorstoss ändern. Sie forderte, den 1. Mai zum nationalen

Feiertag zu machen. Doch 2002 lehnte der Nationalrat den Vor­stoss mit 114 zu 57 Stimmen ab. (std)

Bern – In der Schweiz feiert der Feiertags-Dschungel Urständ.

Je nach Kanton haben die Büezer acht (etwa Appenzell Ausserrhoden) bis 15 Tage (Tessin) zusätzlich frei, in Form von Feiertagen oder öffentlichen Ruhetagen. 

Das Durcheinander gilt auch am 1. Mai! Freuen dürfen sich die Arbeitnehmer morgen in den Kantonen Basel-Stadt, Baselland, Jura, Neuenburg, Schaffhausen, Thurgau, Tessin und Zürich über einen ganzen gesetzlich anerkannten freien Tag.

In Solothurn ist immerhin der Nach­mittag von Gesetzes wegen frei. Auch im Aargau erhalten die Büezer meist einen halben Tag frei, obwohl der Feiertag nicht gesetzlich verankert ist. In den übrigen Kantonen wird brav gearbeitet. Das wollte die heutige SP-Ständerätin Anita Fetz 2001 mit einem Vorstoss ändern. Sie forderte, den 1. Mai zum nationalen

Feiertag zu machen. Doch 2002 lehnte der Nationalrat den Vor­stoss mit 114 zu 57 Stimmen ab. (std)

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