Zuchtprämien – Direktzahlungen – Heimkinder
So schröpfte Ulrich K. die öffentliche Hand

Zur Quäl-Zucht von Ulrich K. kommen häppchenweise immer mehr Details ans Tageslicht. Der Mann ist schon als einschlägig vorbestrafter Tierquäler aktenkundig. Trotzdem versiegten die Bundesgelder für ihn nicht.
Publiziert: 11.08.2017 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:33 Uhr
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Nach der Hofräumung dringen immer mehr Details zu den Verstrickungen von Ulrich K. ans Tageslicht.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Nicht weniger als 13 Pferde sollen in den letzten Monaten auf dem Betrieb von Ulrich K.* (49) verendet sein. Etliche der 93 bei der Räumung zu Wochenbeginn gefundenen Pferde befinden sich in einem teilweise bedenklichen Zustand.

Hunderttausende Franken an Subventionen

Schon vor dem aktuellen Fall war der Pferdezüchter den Behörden als mehrfach vorbestrafter Tierquäler bekannt. Auch Drohung und Gewalt gegen Beamte hat er auf dem Kerbholz. Trotzdem sprudelten öffentliche Gelder in sein Portemonnaie. Alleine zwischen 2008 und 2013 wurden K. laut Angaben des Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) 441'000 Franken an Direktzahlungen überwiesen. Das Amt spricht von allgemeinen Flächenbeiträgen und Öko-Entgeltungen. Für die letzten Jahre gibt das BLW keine Zahlen bekannt, da diese noch Bestandteil von laufenden Gerichtsstreitigkeiten seien.

Grosszügige Entschädigungen bei Prozessen

Brisant: Bei vielen seiner Verfahren bis vor die höchste Instanz wurden Ulrich K. diverse Prozesskosten erlassen – auch bei abgewiesenen Beschwerden. Die Entschädigungen für seinen Anwalt übernahm zumeist die Staatskasse. Schon Anfang Woche machte SRF bekannt, dass der Bauer auch für seine Zucht von Freiberger Pferden mit Geldern der öffentlichen Hand bezuschusst wurde. 500 Franken erhielt er pro neugeborenes Fohlen. So verdiente K. Tausende Franken. Die Verantwortlichen hatten von den Kontrollorganen keine Rückmeldung erhalten, dass mit der Zucht etwas nicht in Ordnung sein könnte.

Fragezeichen um «Time-out»-Betreuung

Eine nächste Verstrickung bahnt sich an: Mehrere Hof-Kenner berichten davon, dass Ulrich K. sogenannte Time-out-Schüler bei sich aufnahm. «Auch Betreuungspersonal kam regelmässig auf dem Hof vorbei», sagt eine Frau aus der Nachbarschaft. Offiziell bestätigt ist das nicht. «Seit wir die Bereichsleitung 2013 übernommen haben, gab es keinen Kontakt mit diesem Mann», sagt Christian Schuppisser, Leiter der Thurgauer Pflegekinder- und Heimaufsicht.

Bloss: Viele Time-Out-Modelle sind nicht durch den Kanton bewilligungspflichtig. Erst recht, wenn junge Erwachsene involviert sind. Zudem springen häufig private Organisationen in die Bresche. Viel Geld lässt sich mit einer Platzierung auf einem Bauernhof zumindest auf dem Papier nicht verdienen – aber je nach Jugendlichem springt eine günstige Arbeitskraft dabei heraus. Die Kosten für solche Aufenthalte tragen zumeist die Eltern – seltener auch Sozialämter.

*Name der Redaktion bekannt

Hacky lebt!

Mit BLICK sprach die Anzeigeerstatterin erstmals über ihre Fotos vom Quälhof von Hefenhofen TG. Die Aufnahmen der jungen Heldin führten dazu, dass Ulrich K.* aus dem Verkehr gezogen wurde. Der Druck der Öffentlichkeit zwang die passiven Thurgauer Behörden zum Eingreifen. Im Gespräch mit BLICK bat sie andere Kantone um Mithilfe, da noch immer viele Pferde verschwunden seien. «Von meinem Pflegeross Hacky fehlt ebenfalls jede Spur», sagt sie.Mittlerweile hat sich das geändert: «Ich habe ihn in Bern gefunden. Es geht ihm gut», sagt die Frau glücklich. Sie habe das Tier unter den 93 beschlagnahmten Pferden im Militär-Kompetenzzentrum in Schönbühl BE entdeckt. Dort werden diese von Fachkräften gehegt und gepflegt. Wie es mit Hacky weitergeht, könne sie momentan nicht verraten. Sie wolle sich für die nächste Zeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um ein wenig Ruhe haben.

*Name der Redaktion bekannt

Mit BLICK sprach die Anzeigeerstatterin erstmals über ihre Fotos vom Quälhof von Hefenhofen TG. Die Aufnahmen der jungen Heldin führten dazu, dass Ulrich K.* aus dem Verkehr gezogen wurde. Der Druck der Öffentlichkeit zwang die passiven Thurgauer Behörden zum Eingreifen. Im Gespräch mit BLICK bat sie andere Kantone um Mithilfe, da noch immer viele Pferde verschwunden seien. «Von meinem Pflegeross Hacky fehlt ebenfalls jede Spur», sagt sie.Mittlerweile hat sich das geändert: «Ich habe ihn in Bern gefunden. Es geht ihm gut», sagt die Frau glücklich. Sie habe das Tier unter den 93 beschlagnahmten Pferden im Militär-Kompetenzzentrum in Schönbühl BE entdeckt. Dort werden diese von Fachkräften gehegt und gepflegt. Wie es mit Hacky weitergeht, könne sie momentan nicht verraten. Sie wolle sich für die nächste Zeit aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um ein wenig Ruhe haben.

*Name der Redaktion bekannt

Sie sagten nichts, sie sahen nichts, sie hörten nichts

Andreas Diethelm

Das Büro von Andreas Diethelm (47) liegt schräg gegenüber vom ­Quäl-Hof. Trotz der wenigen Meter Distanz will der Gemeindepräsident die Quälereien all die Jahre nicht mitbekommen haben. Die beiden ­Männer haben eine Vorgeschichte: Einst drückten sie zusammen die Schulbank. Man kennt sich seit Kindheitstagen. Zu BLICK sagt Diethelm letzte Woche: «Ich habe mit Herrn K. ein gutes Einvernehmen und kann den Hof jederzeit besuchen.» Manche Einheimische nennen das schlicht Freundschaft. Diethelm will in seiner fünfjährigen Amtszeit «nur ein oder zwei Hinweise» auf die Quälereien erhalten haben. Bei Recherchen von BLICK Ende Mai kam der Verdacht auf, dass er K. gewarnt haben könnte. Erhärten liess sich dies allerdings nicht. Bei ihm herrscht nun Funkstille. «Ich gebe in dieser Sache vorerst keine weiteren Statements mehr ab!», sagte er BLICK.

Paul Witzig

Kantonstierarzt Paul Witzig (62) will selbst im ganzen Mammut-Fall keine Fehler gemacht haben. Oder er sieht sie nicht ein. Auf eine entsprechende Frage antwortete er nach langem Zögern mit Nein. Trotz mehreren einschlägigen Verurteilungen von Ulrich K. scheiterte er kläglich an der Aufgabe, diesem die Tiere wegzunehmen. Nicht einmal die Umsetzung des letztlich ausgesprochenen Teil- Tierhalteverbots klappte. Weil Witzig letzte Woche noch in den Ferien weilte, musste die Beschlagnahmung der leidenden Tiere verschoben werden. Als endlich doch geräumt wird, färbt der Veterinär alles schön: Er habe «kein akutes Tierleid» angetroffen. Sekunden später sagt er, dass doch Tiere eingeschläfert werden mussten. Will Witzig mit Schönfärbereien seinen Kragen retten? Tierschützer Erwin Kessler (73) hat ihn nun wegen Amtsmissbrauch angezeigt.

Walter Schönholzer

Regierungsrat Walter Schönholzer (51) erbte den Fall von seinem Vorgänger. Und setzte im Umgang mit Ulrich K. auf faule Kompromisse. Unter der Verantwortung des FDP-Magistraten wurde auf die rechtliche Umsetzung des schon 2014 ausgesprochenen absoluten Tierhalteverbots gegen K. verzichtet. Eine verheerende Fehleinschätzung! Ausserdem winkte er durch, dass der Pferdezüchter nur noch von externen Kontrolleuren geprüft wird. «Ich konnte diese Besuche meinem Personal nicht zumuten.» Pikant: Die Kontrollen fanden stets nach mehrtägiger Voranmeldung statt. Wertvolle Zeit, in der K. tote Tiere verschwinden lassen konnte. Nach Bekanntwerden der Schock-Bilder am letzten Donnerstag sprach sich Schönholzer aus gegen eine Schliessung des Betriebs: «Den Hof dichtmachen? Dies würde für viele der Tiere den Tod bedeuten, denn eine kurzfristige Unterbringung wäre gar nicht möglich.» Schon tags darauf will der Regierungsrat doch den definitiven Entschluss zum Eingreifen gefällt haben.

Andreas Diethelm

Das Büro von Andreas Diethelm (47) liegt schräg gegenüber vom ­Quäl-Hof. Trotz der wenigen Meter Distanz will der Gemeindepräsident die Quälereien all die Jahre nicht mitbekommen haben. Die beiden ­Männer haben eine Vorgeschichte: Einst drückten sie zusammen die Schulbank. Man kennt sich seit Kindheitstagen. Zu BLICK sagt Diethelm letzte Woche: «Ich habe mit Herrn K. ein gutes Einvernehmen und kann den Hof jederzeit besuchen.» Manche Einheimische nennen das schlicht Freundschaft. Diethelm will in seiner fünfjährigen Amtszeit «nur ein oder zwei Hinweise» auf die Quälereien erhalten haben. Bei Recherchen von BLICK Ende Mai kam der Verdacht auf, dass er K. gewarnt haben könnte. Erhärten liess sich dies allerdings nicht. Bei ihm herrscht nun Funkstille. «Ich gebe in dieser Sache vorerst keine weiteren Statements mehr ab!», sagte er BLICK.

Paul Witzig

Kantonstierarzt Paul Witzig (62) will selbst im ganzen Mammut-Fall keine Fehler gemacht haben. Oder er sieht sie nicht ein. Auf eine entsprechende Frage antwortete er nach langem Zögern mit Nein. Trotz mehreren einschlägigen Verurteilungen von Ulrich K. scheiterte er kläglich an der Aufgabe, diesem die Tiere wegzunehmen. Nicht einmal die Umsetzung des letztlich ausgesprochenen Teil- Tierhalteverbots klappte. Weil Witzig letzte Woche noch in den Ferien weilte, musste die Beschlagnahmung der leidenden Tiere verschoben werden. Als endlich doch geräumt wird, färbt der Veterinär alles schön: Er habe «kein akutes Tierleid» angetroffen. Sekunden später sagt er, dass doch Tiere eingeschläfert werden mussten. Will Witzig mit Schönfärbereien seinen Kragen retten? Tierschützer Erwin Kessler (73) hat ihn nun wegen Amtsmissbrauch angezeigt.

Walter Schönholzer

Regierungsrat Walter Schönholzer (51) erbte den Fall von seinem Vorgänger. Und setzte im Umgang mit Ulrich K. auf faule Kompromisse. Unter der Verantwortung des FDP-Magistraten wurde auf die rechtliche Umsetzung des schon 2014 ausgesprochenen absoluten Tierhalteverbots gegen K. verzichtet. Eine verheerende Fehleinschätzung! Ausserdem winkte er durch, dass der Pferdezüchter nur noch von externen Kontrolleuren geprüft wird. «Ich konnte diese Besuche meinem Personal nicht zumuten.» Pikant: Die Kontrollen fanden stets nach mehrtägiger Voranmeldung statt. Wertvolle Zeit, in der K. tote Tiere verschwinden lassen konnte. Nach Bekanntwerden der Schock-Bilder am letzten Donnerstag sprach sich Schönholzer aus gegen eine Schliessung des Betriebs: «Den Hof dichtmachen? Dies würde für viele der Tiere den Tod bedeuten, denn eine kurzfristige Unterbringung wäre gar nicht möglich.» Schon tags darauf will der Regierungsrat doch den definitiven Entschluss zum Eingreifen gefällt haben.

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