Zu viele Plätze, zu wenige Mitglieder – aber Klubs lassen nicht jeden aufs Green
Golf-Krise in der Schweiz

In den 96 Golfklubs herrscht Mitgliederflaute. Nun versucht der Schweizerische Golfverband (ASG) mit einer Image-Kampagne und Schnupperkursen dagegen vorzugehen.
Publiziert: 05.09.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:55 Uhr
1/5
Nicht nur für Spiesser, Senioren und Geschäftsleute: Die Golfer wollen sich von ihrem Image lösen. Bis 2020 will der Verband 10'000 neue Mitglieder gewinnen.
Foto: TOINI LINDROOS
Romina Lenzlinger (Text) und Toini Lindroos (Fotos)

Das Vorurteil ist fest verankert: Golf ist was für reiche Schnösel, Senioren und Spiesser. Trotzdem hat sich die Anzahl der Klubs in der Schweiz innerhalb der letzten 20 Jahre fast verdoppelt – aus 51 wurden 96. Doch jetzt holt die Golfer das alte Vorurteil ein. Die Mitgliederzahlen schwinden. Die Krise ist so gross, dass der Schweizerische Golfverband (ASG) handelt.

Mit einer Image-Kampagne und Schnupperkursen will er bis zu den Olympischen Spielen in vier Jahren 10'000 neue Mitglieder gewinnen. «Golf soll für jedermann erreichbar sein», sagt ASG-Sprecherin Céline Saunier. «Als unabhängiger Golfer zahlt man nur wenige Hundert Franken pro Jahr.»

Golfen bleibt ein teurer Sport

Bisher nahmen an den 140 Schnupperkursen lediglich 2000 Leute teil. Wie viele davon schliesslich einem Klub beitreten, ist ungewiss, wie Saunier sagt. Selbst etablierte Klubs buhlen um Mitglieder. Auch der Golfclub Augwil in Lufingen ZH. Aktuell zählt er 230 Mitglieder – Platz gibt es für 350. «Die Konkurrenz ist gross, dementsprechend schwierig ist es zu wachsen», sagt Sportdirektor und Golflehrer Dennis Spalinger (32). Trotz der immer günstigeren Abos bleibt Golfen teuer: Für ein Spiel zahlt man mehr als 100 Franken. Eine Mitgliedschaft kostet zwischen 5000 und 30'000 Franken. Dazu kommen Lizenz- und Jahresgebühren von mehreren Tausend Franken.

Ausserdem kämpft der Verband mit einem weiteren Problem. Die klubfreien Golfer, die gegen eine sogenannte Green Fee auf diversen Plätzen spielen können, sind längst nicht überall willkommen. «Viele Mitglieder stört es, dass sie teure Beiträge bezahlen und andere davon profitieren», so Spalinger.

Das Engagement des ASG stösst nicht bei allen Klubs auf Inter­esse. Ihre Mitglieder wollen unter sich bleiben. So etwa im Golfclub Breitenloo in Oberwil ZH. Der Privatklub gehört seit 52 Jahren zu den besten Adressen des Landes – und bestätigt alle gängigen Vorurteile. Vor dem Klubhaus parkieren Mercedes, Porsche, Tesla. Diskretion wird grossgeschrieben, schliesslich bezahlen die 700 Mitglieder einen ordentlichen Batzen an Beiträgen. Wie viel eine Mitgliedschaft kostet, will Klubmanager Sandro Christen nicht verraten. Er sagt aber: «Die Nachfrage, bei uns Mitglied zu werden, ist weiterhin erfreulich gross.»

Trotzdem heisst man die «unabhängigen Golfer» in Breitenloo willkommen – teilweise. Für 180 Franken pro Runde dürfen auch sie die exklusive Anlage benutzen. Aber: Ihre Anzahl ist beschränkt. «Damit unsere ­Mitglieder jederzeit ohne Startzeiten spielen können, limitieren wir die Besucher auf 24 pro Tag», sagt Christen. Trotz Kampagnen und Vergünstigungen – so schnell streifen die Golfer ihr Image nicht ab.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?