So wenig Schnee wie im Dezember gab es seit fast hundert Jahren nicht mehr, vor allem im Südosten. Dennoch waren über die Feiertage die Skipisten voll und die Helis der Rega im Einsatz. Jede zweite Rettung galt Wintersportlern. Vom 23. bis Ende Dezember flog die Rega 166 Schnee-Opfer ins Spital, 48 mehr als im vergangenen Jahr. Der Grund: Abfahrtsstau.
Dasselbe Bild im Wallis: Es kam laut Air-Zermatt-CEO Gerold Biner vermehrt zu Kollisionen. Allein in den Tagen zwischen Weihnachten und dem 3. Januar musste die Air Zermatt 112 Helikopterrettungen durchführen.
«Es drängte sich alles auf den engen Pisten, die technisch beschneit wurden», sagt Samuli Aegerter (41). Er ist bei der Suva Kampagnenleiter Schneesport. Doch nicht nur überfüllte Pisten seien gefährlich. Auch die dünne Schneedecke habe es in sich. «Oft ist die Piste welliger und härter als bei reichlich Naturschnee», sagt Aegerter. «Skifahrer und Snowboarder werden schneller und sind zuweilen überfordert.»
Sein Tipp: «Die erste Fahrt vorsichtig angehen, die Piste erst mal abchecken!» Die Statistik spricht für sich: Die Schwere der Verletzungen hat zugenommen. Vor allem bei den Brüchen. «Wir verzeichnen häufiger Mehrfach-Verletzungen», sagt Aegerter, «das ist ein klares Indiz für höhere Abfahrtsgeschwindigkeiten.
Andreas Keller (52) von den Seilbahnen Schweiz sagt: «Die meisten Pisten wurden in diesen Tagen technisch beschneit, die Kunden erwarten Schneegarantie.» Davon lebe Gastronomie und Gewerbe in den Wintersportorten. «Wer nicht mithält, ist schnell weg vom Fenster.»
Ist Kunstschnee die Antwort auf den Klimawandel? Olympiasieger und Rennanalyst Bernhard Russi (67) bleibt gelassen: «Milde Winter gibt es immer wieder.»
Inzwischen hat sich die Schnee-Situation in den Bergen entspannt. Auch in den Nächsten Tagen erwarten die Meteorologen in den höheren Regionen viel Neuschnee.