Insgesamt 1000 Personen wurden von der Inkassofirma Intrum Justitia für eine Studie zu finanziellen Problemen bei Privatpersonen befragt. Dabei wurde deutlich: Das Band, welches viele Paare zusammenhält, ist nicht die Liebe – zumindest nicht nur. Es ist auch das Geld.
Fast jede dritte Person gab an, dass die finanzielle Situation der Grund sei, warum man sich nicht vom Partner scheiden lasse, schreibt die «SonntagsZeitung». Die Schweiz ist damit statistisch gesehen ganz weit vorne in Europa. Geschlagen wird sie einzig und ausgerechnet von Frankreich – dem vermeintlich romantischsten Volk überhaupt.
Der Basler Rechtsanwalt Daniel Ordas kann den Eindruck der Studie nur bestätigen. «Die Finanzen sind neben den Kindern der häufigste Grund, warum sich Paare nicht trennen.» Viele Paare, die aufgrund von Krisen schon bei ihm im Büro sitzen, lassen sich im Endeffekt deshalb dann doch nicht scheiden.
«Das kann eine Schuldenspirale in Gang setzen»
Gemäss Ordas hätten sich viele Paare auf den Lebensstandard zu zweit eingerichtet. Dann plötzlich wieder einen oder zwei Schritte zurück machen zu müssen, falle vielen schwer. «Früher waren die Finanzen ein Grund zum Heiraten, heute heute sind sie der Grund, sich nicht scheiden zu lassen.»
Auch beim Dachverband Schuldenberatung Schweiz hat man dieses Problem erkannt. Bei 25 Prozent aller Fälle von Überschuldung waren erhöhte Ausgaben nach einer Trennung zusammen mit Unterhaltszahlungen die Ursache. Viele Gerichte würden zudem die Höhe der Alimente ohne Berücksichtigung der Steuern festlegen, erklärt Sébastien Mercier, Geschäftsleiter der Beratungsstelle. «Das kann schnell eine Schuldenspirale in Gang setzen.»
Wenn Paare aber nur noch aus reinem Zweck die Trennung vermeiden, bleibt das Glück auf der Strecke. Der Paartherapeut Klaus Heer glaubt sogar, dass der Preis dann noch höher ist, den man in so einer Zweck-Beziehung bezahle: Es kann sehr irritierend sein, wenn man die Glückserwartungen so gründlich herunterfahren muss." (cat)