In Unterägeri ZG stehen die Menschen unter Schock. Grund: Bei einer Zufahrt zu einer Liegenschaft mitten im Dorf gab es letzten Donnerstag um 16.30 Uhr einen tragischen Unfall. Laut der Polizei kam es zu einer Kollision zwischen einem Auto und einem Kind. Der 6-jährige Knabe erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er trotz rascher medizinischer Hilfe noch auf der Unfallstelle starb.
Im Dorf weiss jeder, wer verstorben ist: Fabian B.*, der kleine Sohn der Familie B., die im Parterre der Liegenschaft ein Geschäft betreibt, einen langjährigen Familienbetrieb. Am Schaufenster hängen Blätter, auf denen sich Mami, Papi und die Grosseltern von Fabian für die grosse Anteilnahme bedanken. Verfasst wurde das Schreiben vom Vater Thomas B. (54). Die Anteilnahme ist riesig. Beim Eingang haben die Menschen Blumen, Kerzen, Zeichnungen, Plüschtiere und viele weitere Andenken für Fabian hingelegt.
«Wir waren unendlich glücklich miteinander»
Daheim in einem Nachbardorf trauern die Eltern von Fabian. Vater Thomas B. möchte nicht an die Öffentlichkeit. Er erlaubt jedoch, den Inhalt des Dankesbriefes zu veröffentlichen – auch das Bild von Fabian, das er ebenfalls ans Fenster gehängt hat.
«Fabian war unser einziges, über alles geliebtes Kind», steht am Anfang seines Briefes. «Wir waren unendlich glücklich miteinander.» Ihr Sohn sei so gerne bei ihnen im Geschäft gewesen. «Hier kannten ihn alle. Hier war unser Lebensmittelpunkt. Hier holten und brachten ihn seine Grosseltern.» Von dort aus seien sie mit Fabian unter anderem zum Schwimmunterricht, zum Turnen, zum Tanzen gegangen – oder in die Pfadi. «Fabian brauchte Abwechslung, Bewegung, andere Kinder.»
«Fabian liegt tot am Boden»
Über dem Geschäft wohnen die drei besten Freunde von Fabian. Dort soll er laut Blick-Informationen letzten Donnerstag zwischenzeitlich auch gewesen sein, nachdem ihn seine Grossmutter ins Geschäft gebracht hatte. Im Dankesbrief steht, dass der Grossvater von Fabian im Geschäft mit Freunden jasste, seine Mutter im Laden Kunden bediente und er, der Vater, mit den Gästen sprach.
Plötzlich kam eine Person «erschrocken» ins Geschäft gerannt und sagte zum Vater, dass «Fabian tot am Boden liege». Der Vater schreibt weiter: «Ich rannte aus dem Haus.» Innert kurzer Zeit seien unzählige Helferinnen und Helfer vor Ort gewesen und «sie gaben alle ihr Bestes». Eine halbe Stunde später sei Fabian unmittelbar vor dem seitlichen Hauseingang seinen schweren Kopfverletzungen erlegen. «Vor meinen und Grossvaters Augen.»
Familie freute sich auf Sommer
Was ist genau passiert? «Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit, was in diesen zwei, drei Minuten, nachdem ich Fabian das letzte Mal gesehen hatte, konkret geschehen ist», schreibt der Vater. Dies könne offenbar mehrere Wochen dauern.
Die Familie habe sich «nach einem uns beruflich fordernden Winterhalbjahr» auf einen ruhigen, gemeinsamen und langen Sommer am Ägerisee gefreut – und darauf, bei der Grossmutter Fabians 7. Geburtstag zu feiern. «Wir versinken in unendlicher Traurigkeit. Der totale Albtraum», schreibt Thomas B.
Fabian B. soll letzte Ruhe in Unterägeri finden
Das Geschäft soll «voraussichtlich in einigen Tagen» wieder öffnen. «Zumindest versuchen wir es», schreibt der Vater von Fabian. Sie würden spüren, dass sie jetzt den Kontakt mit ihren Freunden, ihren Mitarbeitenden, mit ihren Gästen und Kunden brauchen. Thomas B.: «Mit vielen hat sich in den vergangenen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, wofür wir sehr dankbar sind.»
Fabian soll seine letzte Ruhe in Unterägeri finden. Im riesigen Blumenmeer vor dem Laden steht auf einem Stein mit Engel das, was alle fühlen, die Fabian kannten: «Du lebst in unserem Herzen.»
* Name bekannt