Zu Besuch am Drehort der SRF-Krimiserie auf dem Urner Boden
Wo die wahren «Wilder» wohnen

Die SRF-Krimireihe «Wilder» spielt im fiktiven bernischen Oberwies. In Wirklichkeit wurde die Serie in Urnerboden UR gedreht. BLICK sprach mit den echten Berglern. Sie freuen sich schon darauf, wenn morgen die nächste Folge ausgestrahlt wird.
Publiziert: 27.11.2017 um 21:49 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:30 Uhr
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Beim fiktiven Oberwies handelt es sich in Wirklichkeit um Urnerboden UR.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
Anian Heierli

Die Strasse ist schneebedeckt, die Temperatur eisig kalt, steile Felswände umgeben den Ort. Im Winter ist das Leben in Urnerboden UR kein Zuckerschlecken. Trotzdem wohnen 25 Personen während des ganzen Jahres hier oben auf einer Höhe von 1372 Metern unterhalb vom Klausenpass. Ihr Dorf ist Drehort der neuen SRF-Krimireihe «Wilder», die gerade wöchentlich für Spannung sorgt.

Die TV-Serie spielt jedoch im fiktiven Oberwies, irgendwo im Kanton Bern. Der Urner Boden diente nur als Kulisse. Die richtigen Einheimischen verfolgen die Krimireihe trotzdem gespannt. Es ist ihre Heimat, die sie im Wohnzimmer auf dem Bildschirm sehen, und sie lernten das Filmteam im letzten Winter gut kennen.

BLICK hat die wahren «Wilder» in Urnerboden besucht.

So gibt es den Dorfladen aus «Wilder» wirklich. In der Realität steht aber Monika Herger (40) an der Kasse. Sie staunt über den Aufwand, den man für die Aufnahmen auf sich nahm. «Meine Eckbank war ihnen zu neu», sagt sie zu BLICK. «Man baute die Bank für den Dreh aus und ersetzte sie durch eine alte.»

«Warum kann die Geschichte nicht in Uri spielen?»

Für die Arbeit hat sie Verständnis. Nur etwas findet sie schade: «Ich verkaufe kein Brot. Darum wurde frisches organisiert, das hart wurde.» Sie schüttelt den Kopf: «Das tat weh. Die hätten besser gleich hartes Brot genommen.»

Tatsächlich achteten die Macher penibel auf Details. Im Krimi plant ein Investor ein Ferienresort mitten im Dorf. Dazu stellte man Schilder und Bauprofile auf, die täuschend echt wirkten. Verkäuferin Herger lacht: «Langläufer von ausserhalb sind darauf reingefallen. Viele blieben lange vor den Tafeln stehen!»

Der Dorflädelibesitzerin gefällt der Krimi, der vor ihrer Haustür entstanden ist: «Was ich bis jetzt gesehen habe, ist super.» Dem pflichten ihre Nachbarn Brigitte (56) und Hansruedi Herger (63) bei: «Die Aufnahmen sind eindrücklich und schön. Wir kennen vom ersten Bild weg alles.» Nur dass die Leute im Krimi Berner statt Urner Dialekt sprechen, war anfangs etwas befremdlich. Nach drei Folgen fällt dies den beiden aber kaum mehr auf. Sie fragen sich aber schon: «Warum Bern? Warum kann die Geschichte nicht im Kanton Uri spielen?»

Produzenten strichen Zimmer im Haus neu

In der Serie werden die fiktiven Oberwieser als knorrige Bergler dargestellt, die gerne ausrufen, wenn ihnen etwas nicht passt. «So sind wir eben», sagt Brigitte. «Auch wir Bödeler reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Doch wir sind nicht nachtragend.»

Bäuerin Lisi Gisler (57) freut sich auf jede neue Folge, denn sie sieht ihr eigenes Haus im Fernsehen. Bei ihr drehte man die Szenen mit dem Dorfrebell Jakob Siegenthaler. Für das Set strichen die Filmer sogar ein weisses Zimmer hellblau um. Gisler gefällts. «Ich habe es so gelassen», sagt sie. Auch sie findet den Krimi gut umgesetzt: «Wie in der Serie sind Lawinen auch bei uns ein Thema.» Wegen des Risikos ist die Zufahrt mindestens einmal im Jahr gesperrt. «Vor Jahren kam eine Lawine einmal bis zum Dorfrand. Angst habe ich aber keine», so Gisler.

Doch warum leben trotz der einsamen Winter Leute freiwillig hier oben? «Wegen der schönen Natur», sagt Marie Walker (62). Sie hofft, dass der Krimi Urnerboden etwas bekannter macht. «Wir haben eine kleine Seilbahn, eine Langlaufloipe und eine Schlittelpiste», sagt sie. «Wir freuen uns über jeden Gast, der zu uns kommt.» Fakt ist: Die Zukunft der Siedlung ist ungewiss. Wenn noch mehr Junge ins Tal ziehen, lohnt sich irgendwann der Winterdienst auf der Strasse nicht mehr.

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