Im Kanton Uri ist die Welt noch in Ordnung. Die neue Kriminalstatistik der Schweiz belegt es: Nirgends gibt es weniger Verbrechen als hier. 2016 waren es pro 1000 Einwohner nur 17,5 Verstösse gegen das Strafgesetzbuch. Zum Vergleich: Basel-Stadt führt die Liste mit 110 Verstössen klar an.
Fakt ist: In den letzten Jahren schoss in Uri kein Beamter auf einen Straftäter. Man schiebt buchstäblich eine ruhige Kugel. Vize-Kommandant Ruedi Huber (59) ist zufrieden. Er sieht die niedrige Verbrechensrate auch als Verdienst seines Korps: «Wir bemühen uns um eine grosse Präsenz im Aussendienst.» Meist sind im kleinen Kanton zwei Patrouillen auf Achse. Deren Ziel: Präventiv wirken, Menschen helfen, Verbrecher dingfest machen.
Bevölkerung hilft bei der Verbrecherjagd
Auf dem Land wird die Polizei geschätzt – und sogar die Zivilbevölkerung macht bei der Verbrecherjagd mit. Huber stellt klar: «Im Bergkanton ist die Sozialkontrolle grösser als in städtischen Regionen!» Das heisst: Wenn ein Fremder im Dorf rumschleicht, klingelt auf dem Posten das Telefon. Dieser Zusammenhalt wirkt abschreckend und hilft, Straftaten zu vermeiden.
Auch die geografische Lage spielt der Polizei in die Karten. Der Gotthard- und Seelisbergtunnel sowie die Axenstrasse sind im Winter die drei einzigen Fluchtmöglichkeiten.
Trotz exzellenter Statistik bleibt Huber bescheiden: «Bei grösseren Ereignissen sind wir auf Mithilfe von Spezialdiensten anderer Kantone angewiesen.» Er fügt an: «Das funktioniert sehr gut. Zum Beispiel bei der Einweihung des Neat-Tunnels im Juni 2016.»
BLICK geht mit den Polizisten Franziska I.* (27) und Marco L.* (25) auf Patrouille. Die beiden versichern: «Trotz tiefer Verbrechensrate ist unser Beruf spannend.» Tatsächlich sind ihre Aufgaben vielseitig. Dazu gehört nicht nur die Jagd nach Einbrechern, sie helfen auch bei Unfällen – im Gebirge, auf dem See und auf der Strasse.
Marco L. (25): «Trauer der Angehörigen geht mir nahe»
Marco L. wollte deshalb schon immer zur Bereitschafts- und Verkehrspolizei in Uri. Trotz schwieriger Momente: «Bei schlimmen Unfällen geht mir die Trauer der Angehörigen sehr nahe.»
Franziska I. schätzt den Kontakt zur Bevölkerung. Die beiden unterbrechen die Patrouille sogar für einen kurzen Schwatz mit zwei Einheimischen. Eine willkommene Abwechslung für Arbeiter Xaver Gisler (68) aus Unterschächen. «Meine Erfahrungen mit der Polizei sind meistens gut», sagt er. «Und wenn nicht, war ich wohl selber schuld.»
*Namen d. Red. bekannt