In der bekannten US-Fernsehserie «Breaking Bad» steigt ein Lehrer in das Drogengeschäft ein und kocht Crystal Meth. Der aktuelle Fall in Oberägeri ZG erinnert an die TV-Serie.
Denn auch im Kanton Zug wurde offenbar Crystal Meth hergestellt, wie am Donnerstag bekannt wurde. Dass die Zuger Polizei dem 41-jährigen Norwerger auf die Schliche kam, war pures Glück: Ein Bürger meldete am Mittwochabend vor einer Woche der Einsatzzentrale, dass er in einer Wohnung im Nachbargebäude Personen mit Taschenlampen sehen würde.
Die aufgebotenen Einsatzkräfte rückten sofort an die Erlimatt in Oberägeri aus und umstellten das Mehrfamilienhaus, wie die Zuger Strafverfolgungsbehörde in einer Mitteilung schreibt. Als sie mit dem Mann im Innern der Wohnung Kontakt aufnehmen konnten, stellte sich heraus, dass es sich um den Eigentümer handelte. Dieser musste sich mit einer Taschenlampe behelfen, weil die Stromversorgung nicht mehr funktionierte.
Chemikalien waren gefährlich
Doch das war noch nicht das Ende der Geschichte: Beim Betreten der Wohnung staunten die Polizisten nicht schlecht: Sie entdeckten ein Drogenlabor sowie mehrere Behältnisse mit undefinierbaren Substanzen.
Auch in einem Kühlschrank fanden sie unbekannte Flüssigkeiten, welche am Auftauen waren. Zudem roch es im Keller nach Benzin. Eine Expertin für Chemikalien stufte einzelne Stoffe als gefährlich ein, wenn sie nicht gekühlt sind. Deshalb musste als Sofortmassnahme die Stromversorgung wiederhergestellt werden. Zudem wurde die Wohnung versiegelt und gesichert.
Crystal Meth konnte hergestellt werden
Die beigezogenen Spezialisten des Kriminaltechnischen Dienstes der Zuger Polizei und des Forensischen Instituts Zürich beurteilten die vor Ort angetroffene Situation. Ihrer Einschätzung nach handelt es sich um ein Labor, in dem synthetische Drogen wie Crystal Meth hergestellt werden kann.
Der 41-jährige Wohnungseigentümer wurde festgenommen. Der Norweger befindet sich in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug führt gegen ihn ein Verfahren wegen Verdachts der Herstellung von Betäubungsmittel. BLICK-Recherchen ergeben, dass der Norweger die luxuriöse 8,5-Zimmer-Wohnung mit Sicht auf den Ägerisee im Juli 2015 für rund 2,5 Millionen Franken kaufte. Der Norweger gibt sich auf mehreren Plattformen als Besitzer und Gründer eines Energie-Handel-Unternehmens mit Sitz in Zug aus.
Anwohner berichten, sie haben nichts bemerkt, dass auf Drogengeschäfte hinweisen würde. Der Norweger sei in den letzten Monaten bloss in einem Maserati herumgekurvt. Und die Lichter auf dem Balkon seien Tag und Nacht an gewesen. In den letzten 10 Tagen sei die Polizei immer um das Haus geschlichen, wollte aber gegenüber den Anwohnern ihre Anwesenheit nicht begründen. Die Anwohner sind erleichtert, dass der Norweger jetzt festgenommen ist.
Aufwändige Räumung
Für den Abbau der Drogenlabore wurde eine spezialisierte Firma für Chemikalien und Gefahrgüter beigezogen. Die Räumungsaktion dauerte rund zehn Stunden und verlief ohne Zwischenfälle.
Die Bewohner des Hauses wurden von der Zuger Polizei bereits letzte Woche über den Fund des Drogenlabors und das weitere Vorgehen informiert. Ihnen wurde empfohlen, die Liegenschaft während der Räumungsaktion zu verlassen. (nim)