Im Einkaufszentrum Mythen-Center in Ibach SZ ist es am Samstag zu einem schweren Unfall gekommen: Weil die aus Metallstangen und grossen Kugeln bestehende Weihnachtsdekoration von der Decke auf mehrere Stände von Schaustellern krachte, wurden sechs Frauen verletzt.
«Ich habe am Samstagabend erfahren, dass zum Glück keine der Frauen schwer verletzt ist», sagt Mario Camenzind (42), Geschäftsführer und Verwaltungsrats-Präsident des Mythen-Center, am Sonntag zu Blick. «Uns wurde mitgeteilt, dass zwei Frauen mittelschwer sowie vier leicht verletzt seien.» Bis Sonntagmittag hätten alle Verletzten bis auf eine das Spital verlassen können, wie die Kantonspolizei Schwyz bestätigt.
«Wir mussten das Center wegen den Gaffern evakuieren»
Wie der Unfall am Samstag geschehen konnte, können sich die Verantwortlichen zurzeit noch nicht erklären. Welche Teile nachliessen, wird noch untersucht. «Die Weihnachtsdekoration wurde von erfahrenen Mitarbeitern am 3. November aufgestellt. In den Vorjahren ist noch nie etwas mit dieser Weihnachtsdekoration passiert. Es haben sie auch immer die gleichen Mitarbeiter aufgestellt. Die diesjährige Weihnachtsdekoration haben wir noch am selben Abend, an dem sie montiert wurde, getestet», sagt Camenzind. «Es war alles okay.»
Er betont, dass sich keiner seiner Mitarbeiter einen Vorwurf machen müsse. «Sie arbeiten stets pflichtbewusst und nach bestem Wissen und Gewissen.»
Laut Camenzind habe das Einkaufszentrum nicht wegen weiter drohender Gefahr evakuiert werden müssen, denn die Konstruktion lag ja bereits am Boden – an der Decke blieb nichts zurück, was noch hätte herunterfallen können. «Wir mussten das Center wegen der Gaffer evakuieren und schliessen», stellt Camenzind klar.
«Die Szene war surreal»
Eine Augenzeugin, die um wenige Meter nicht von der Deko getroffen wurde, stand mit dem Rücken zum Geschehen. Als sie ein lautes Krachen gehört habe, habe sie sich sofort umgedreht. «Die Szene war sehr surreal, ich sah die heruntergefallene, sternförmige Metallkonstruktion und die riesigen Christbaumkugeln.» Die Frau sagt weiter zu Blick: «Eine der beiden Schwerverletzten lag am Boden und wurde sofort von Leuten betreut. Sie blutete am Kopf und sah nicht gut aus. Sie war blau-violett angelaufen.» Die Ersthelfer seien vor allem die Schausteller gewesen, die dort selber einen Stand hatten. «Viele von ihnen standen unter Schock, genauso wie die Gäste, die alles miterlebt hatten.»
Um die Gäste und Schausteller kümmerten sich kurz darauf vor allem die Angestellten eines nahen Cafés, wie dessen Mitarbeiterin Frieda S.* berichtet. «Wir leisteten Erste Hilfe bei einer Dame, die leicht verletzt war, und versorgten auch ihre Tochter, die unter Schock stand.» Die Café-Mitarbeiterinnen hätten Eis zum Kühlen gebracht sowie Wasser, Tücher und Becher für weitere Unfallopfer. Mit Gesprächen, Essen und Trinken sowie einer Möglichkeit, sich nach dem Schock erst einmal zu setzen, hätten die Café-Mitarbeiterinnen den Betroffenen geholfen.
Statt zu helfen, zückten manche lieber das Handy
Von den Gaffern war Frieda S. dagegen enttäuscht: «Es ist traurig, dass so viele Menschen drum herum standen und nicht halfen. Lieber wurden Handys gezückt, um Fotos und Videos zu machen.» Nur die Mitarbeiter der umliegenden Geschäfte seien zu Hilfe geilt. So hätten die Do-it-Angestellten etwa den Bereich abgesperrt und die Schaulustigen ferngehalten. «Und eine Migros-Mitarbeiterin brachte einen Erste-Hilfe-Rucksack und versorgte eine der Schwerverletzten.»
Auch wenn Frieda S. die Geschehnisse immer noch in den Knochen stecken, sagt sie: «Ich bin stolz auf die Helfer und dass sie wahre Stärke und Mut gezeigt haben. Denn in solchen Momenten kann man nichts falsch machen – ausser man macht gar nichts.»
Das sieht auch Zentrumsleiter Camenzind so. «Ich danke allen Einsatzkräften und Helfern. Nach dem Vorfall hat ablaufmässig alles sehr gut funktioniert.» Dennoch gehe der Vorfall «mir und auch allen Involvierten sehr nahe».
Die Polizei ermittelt nun, wie es zum Unfall kommen konnte. Derweil sind im Mythen-Center die Aufräumarbeiten im Gange. Das Einkaufszentrum öffnet am Montag wieder.
* Name geändert