Polizei hat erste Erkenntnisse zur Unfall-Ursache
1:40
Gotthard wieder offen:Polizei hat erste Erkenntnisse zur Unfall-Ursache

Nach Horror-Crash im Gotthard – Chef von LKW-Fahrer vermutet Sabotage
«Jemand hat die Schrauben gelöst»

Im Gotthard-Tunnel hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Ein LKW verlor dabei ein Rad, das daraufhin ein Auto traf und dessen Lenker (†65) tödlich verletzte. Jetzt spricht der Chef des Unfallfahrers.
Publiziert: 24.04.2019 um 09:45 Uhr
|
Aktualisiert: 25.04.2019 um 10:27 Uhr
1/7
Der involvierte Reisecar wurde leicht beschädigt.
Foto: rfj.ch

Horror im Gotthard-Tunnel: Ein Lastwagen hat am Mittwochmorgen bei der Fahrt in Richtung Norden ein Rad verloren. Dieses rollte auf die Gegenfahrbahn und touchierte dort einen entgegenkommenden Reisecar.

Durch den Aufprall auf den Reisecar wurde das Rad zurück auf die Fahrbahn Richtung Norden geschleudert und traf dort einen auf den LKW folgenden Volvo. Das Rad krachte dabei in die Windschutzscheibe und verletzte den Fahrer tödlich, wie die Kantonspolizei Uri in einer Mitteilung schreibt.

Bei dem verstorbenen Autofahrer handelt es sich um einen im Kanton Zürich wohnhaften 65-jährigen Mann. Der Lenker des Sattelmotorfahrzeugs und der Lenker des jurassischen Reisecars mitsamt seinen Passagieren blieben unverletzt.

«Das Rad kam wie eine Bombe auf mich zu»

Der Chauffeur des involvierten Reisecars, Edouard Weber, erlebte den Horror-Unfall aus nächster Nähe mit. Er chauffierte eine 49-köpfige Reisegruppe vom Jura nach Luino, auf der italienischen Seite des Lago Maggiore.

Der 69-Jährige Fahrer des jurassischen Car-Unternehmens Catherine Excursions sagt zu BLICK: «Ich fuhr mit etwa 70-75 km/h, als das Rad des LKW wie eine Bombe auf mich zukam. Es knallte in die linke Vorderseite meines Cars. Ich stand unter Schock.

Die Insassen des bis auf den letzten Platz gefüllten Reisecars bleiben unverletzt. Nicht so der Zürcher Autofahrer, der vom Pneu tödlich getroffen wird. Chauffeur Weber bekommt das ganze Drama mit: «Das Rad flog direkt durch seine Windschutzscheibe. Ich sah wie der Lenker des Fahrzeugs aus seinem Auto gezogen wurde. Es wurde vor Ort versucht, ihn zu reanimieren.»

Chef von LKW-Fahrer fassungslos

Für Weber ein Horrorerlebnis. Und das so kurz vor seinem Rücktritt. Bereits seit 36 Jahren ist er Chauffeur. «Ich hatte noch nie einen Unfall» sagt er. «Ausgerechnet jetzt, in meinem letzten Jahr, erlebe ich solch eine Tragödie mit. Es ist schlimm, dass bei diesem Unfall jemand ums Leben kam.»

Der Unfall-LKW gehört einer Tessiner Transportfirma. Der Chef des Unternehmens, M.B.* (61) ist fassungslos. Zu BLICK sagt er: «Ich mache mir grosse Sorgen um meinen Fahrer. Er steht sicher unter Schock.»

Er habe deshalb seinen Sohn gleich an die Unfallstelle im Gotthard-Tunnel geschickt und veranlasst, dass das Care-Team seinen Mitarbeiter betreut. «Bisher hatte ich leider noch keine Gelegenheit, persönlich mit ihm zu sprechen»

«Das war Sabotage!»

M.B glaubt nicht an einen Unfall. Für ihn ist klar: «Das war Sabotage! Jemand hat in der Nacht die Schrauben am Doppel-Rad gelöst. Beide Pneus sprangen ab», sagt er.

Wer ihm schaden wolle, wisse er nicht. Nur: «Solche fiesen Vandale-Aktionen kommen in der Branche häufiger vor.»

Er selbst sei auch schon Opfer der Vandalen gewesen. «Am Stausee in Verzasca TI sprang plötzlich das Rad meines Privatwagens weg – ich bin fast ins Wasser gefahren», erzählt M.B.

Gotthard vorübergehend gesperrt

Der Unternehmer möchte nun Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Sein Mitarbeiter blieb beim Unfall unverletzt.  Der LKW wurde mittlerweile aus dem Tunnel geholt – mit dem losen Rad auf der Ladefläche. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 30'000 Franken.

Der Gotthard-Tunnel blieb für Rettungs- und Aufräumarbeiten sowie für die Instandstellung von beschädigten Tunneleinrichtungen bis kurz vor 13 Uhr gesperrt. Vor den Portalen bildeten sich Staus. Im Norden betrug die Kolonne laut dem Verkehrsinformationsdienst Viasuisse vorübergehend vier Kilometer, im Süden zwei Kilometer. (noo/mqy/hah/nl)

Werden Sie zum Leserreporter

Wissen Sie mehr zu dieser Story? Haben Sie Hinweise? Schicken Sie uns Ihr Foto oder Video via WhatsApp oder Upload-Button in der BLICK-App.

Für jedes veröffentlichte Leservideo gibts mindestens 25 Franken.

Wissen Sie mehr zu dieser Story? Haben Sie Hinweise? Schicken Sie uns Ihr Foto oder Video via WhatsApp oder Upload-Button in der BLICK-App.

Für jedes veröffentlichte Leservideo gibts mindestens 25 Franken.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?