Vor 30 Jahren brannte die Kapellbrücke
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Spuren immer noch da:Vor 30 Jahren brannte die Kapellbrücke

Vor 26 Jahren brannte die Kapellbrücke
Als das Luzerner Herz blutete

Durch den Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris kommen den Luzernern Erinnerungen hoch. Auch ihr Wahrzeichen wurde 1993 durch Feuer zerstört. Im Nachgang fast ein Glücksfall für das ikonische Bauwerk.
Publiziert: 16.04.2019 um 21:53 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2019 um 07:52 Uhr
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Schock für die Leuchtenstadt: 1993 wurde die alte Kapellbrücke zerstört.
Foto: Keystone/Ruth Tischler
Guido Felder

Die Luzerner konnten den Parisern richtig nachfühlen, als am Montagabend die stolze Notre-Dame an der Seine abbrannte. Auch die Innerschweizer standen mit Tränen an der Reuss, als in der Nacht auf den 18. August 1993 die aus dem 14. Jahrhundert stammende, weltberühmte Kapellbrücke dem Feuer zum Opfer fiel. «Luzern weint!», titelte der BLICK. Sogar der Pariser «Figaro» schrieb mitfühlend: «Luzerner weinen um ihre Holzbrücke.»

Ein weggeworfener Zigarettenstummel? Oder gar Brandstiftung? Noch heute ist die Brandursache unbekannt. Sicher ist, dass bei den Stadtbehörden wenige Jahre zuvor eine Drohung eingegangen war, worauf man den Steg mit Kameras ausrüstete und die lokale Presse bat, nichts darüber zu schreiben.

Nach dem Brand der Streit

Der Brand löste in Luzern einen Streit aus, der bis heute nachhallt. Zuerst erdreisteten sich Linke mit der Forderung, statt einer Replik eine ultramoderne Brücke zu bauen. Schliesslich wurde jahrelang darüber diskutiert, mit welchen Bildern man die verbrannten Gemälde unter dem Giebel ersetzen soll. Geschenkte Kopien lehnten die Luzerner per Volksabstimmung ab. Inzwischen will der Stadtrat die Brücke für zeitgenössische Bilder freigeben.

Die Rekonstruktion des Luzerner Wahrzeichens kostete 3,4 Millionen Franken – ein Klacks im Vergleich zur Notre-Dame, deren Wiederaufbau Hunderte von Millionen kosten wird. So waren die seelischen Narben der Luzerner nach der Wiedereröffnung nach nur acht Monaten bereits wieder so gut wie verheilt.

Beste Werbung für Luzern

Die Luzerner werteten den Brand nachträglich sogar als Glücksfall. Als der damalige Verkehrsdirektor Kurt H. Illi (†75) die Gunst der Stunde nutzte und für die Fotografen vor den Ruinen eine Träne kullern liess, rührte das die ganze Welt. Bessere Werbung hätte sich die Tourismusstadt nicht vorstellen können.

Alle aktuellen Informationen rund um den Brand im Notre-Dame gibt es im Ticker.

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