Hier in Nuolen SZ entsteht der wahrscheinlich teuerste Grillplatz der Schweiz: inklusive Sonnendeck und Bunker. Gerade haben die Bauarbeiter das Dach betoniert. Selbst bei Regen können dann die Bewohner des neuen Luxusquartiers ihre Steaks über dem Feuer brutzeln. Und sie haben dabei sogar noch Sicht auf den Zürichsee.
Im Seedorf, das zur Gemeinde Wangen SZ gehört, wird zurzeit der letzte grüne Fleck mit Seesicht zu Beton-Gold gemacht. Die Zürcher Immobilienfirma Propertyone verkauft das vor vier Jahren umgezonte Bauland für bis zu 3000 Franken – pro Quadratmeter. Nicht nur die Seesicht treibt die Preise in die Höhe: Allein die neue Erschliessungsstrasse kostete schwindelerregende vier Millionen Franken.
Urs Müller (37) sieht von seinem Bauernhof aus die neu gebaute Zufahrt zum Villenquartier. Er ärgert sich über den Landverschleiss in seiner Gemeinde. «Wenn das so weitergeht, muss ich den Hof aufgeben.» Drei Hektaren besitzen die Müllers, eingeklemmt zwischen Industrie und Autobahn. Damit es reicht, haben sie zusätzlich Land gepachtet. «Ich sehe schwarz für meine Zukunft», sagt Müller. Immer mehr Boden in Nuolen wurde umgezont und verbaut. Das Pachtland wird knapp.
Auch Eugen Hüppin (76) sieht das neue Villenquartier kritisch. Er wohnt gleich neben der neuen Luxussiedlung. «Das Villenquartier ist eine Landverschleuderung», sagt er. Dabei gebe es genügend eingezontes Bauland im Dorfkern. Für den Profit werde der schönste Fleck von Nuolen geopfert. Hüppin selbst hat das Privileg, an einem der schönsten Orte von Nuolen zu wohnen. «Meine Familie lebt schon seit Generationen hier und bewirtschaftet das Land.»
Im nächsten Jahr bekommt der Mann, der sein Leben lang von der Landwirtschaft lebte, einen neuen Nachbarn: den China-Chef eines Grosskonzerns. Der Schweizer Manager ist der Erste, der eines der teuren Grundstücke im Grundbuch eintragen liess. Zwischen zwei und drei Millionen Franken musste er für seine 1100 Quadratmeter hinblättern.
Gemeindepräsident Adrian Oberlin (32) sagt, die Einzonung der Wiese als Bauland sei schon vor über zehn Jahren aufgegleist worden – «diskussionslos».
Heute, glaubt Oberlin, würde die Einzonung nicht mehr so glatt über die Bühne gehen. «Den Landverbrauch sieht man heute kritischer.» Damals argumentierte man mit guten Steuerzahlern, die dann ins Dorf ziehen würden. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Jedenfalls nicht für die katholische Kirche von Nuolen, wie Fritz Vogt weiss. Der Kirchgemeindepräsident sagt: «Als eine erste Luxussiedlung in Nuolen gebaut wurde, zogen nur zwei Familien ins Dorf, die katholisch waren. Für uns hat es sich also steuerlich nicht gelohnt.»