Ursula R. (†65) starb bei Hanf-Razzia in Malters LU
Kripo-Chef und Polizei-Kommandant müssen definitiv vor Gericht

Ursula R.*, Mutter eines Hasch-Dealers, hat sich bei einer Razzia in Malters LU erschossen. Nun kommen die Verantwortlichen des umstrittenen Einsatzes vor Gericht.
Publiziert: 10.01.2017 um 08:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:05 Uhr
Regierungsrat Paul Winiker nimmt Stellung
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Hanf-Razzia in Malters LU: Verantwortliche müssen definitiv vor Gericht:Regierungsrat Paul Winiker nimmt Stellung

Der Polizeieinsatz in Malters LU vom vergangenen März endet für zwei Kaderleute vor Gericht. Der ausserordentliche Staatsanwalt Christoph Rüedi aus dem Aargau erhebt Anklage gegen den Luzerner Polizeikommandanten und den Kripochef.

Müssen sich Verantworten: Polizeikommandant Adi Achermann und Kripochef Daniel Bussmann.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Luzern hat dies nun offiziell bestätigt, nachdem BLICK bereits im November darüber berichtete, dass den beiden Polizisten eine Anklage droht. Die Beschwerdefrist ist nun abgelaufen, womit die Anklage nun formell definitiv ist.

Gegen Polizeikommandant Adi Achermann und Kripochef Daniel Bussmann wird wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung Anklage erhoben. Das Bezirksgericht Kriens hat als nächste Instanz über die Vorwürfe zu befinden.

In einer Videobotschaft hat sich heute auch der Luzerner Regierungsrat Paul Winiker (SVP) zu Wort gemeldet. «Wenn eine Person angeklagt werde, ist das noch kein Urteil», sagt der Justizdirektor. «Für die Mitarbeiter ist das eine grosse Belastung.» Alle vorsorglich getroffenen Massnahmen seien noch in Kraft, die Polizei stehe hundertprozentig für die Sicherheit im Kanton ein, betont Winiker.

Zuerst das Büsi getötet, dann sich selbst

Beim umstrittenen Polizeieinsatz im März in Malters hatte sich die 65-jährige Ursula R. während 17 Stunden in einer Wohnung verschanzt und sich mit Waffengewalt gegen die Aushebung einer Hanfanlage ihres Sohnes gewehrt (BLICK berichtete). Schliesslich stürmte die Polizei die Wohnung. Sie fand die Frau leblos im Badezimmer vor. Sie hatte erst ihre Katze, dann sich selbst erschossen.

Der Sohn der Verstorbenen reichte darauf eine Anzeige gegen die Polizeispitze wegen Amtsmissbrauchs und fahrlässiger Tötung ein. Mit dem Verfahren wurde ein ausserkantonaler Staatsanwalt betraut.

Im September war bekannt geworden, dass die beiden Kaderleute vorläufig keine heiklen Einsätze mehr leiten dürfen. «Vor weitergehenden vorsorglichen Massnahmen» gegen die beiden Angeklagten sieht der Polizeichef laut der Mitteilung ab. (pma/SDA/rey)

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