Wer am Sonntag durch den Gotthard wollte, brauchte viel Geduld. Der Verkehr staute sich auf der A2 über den ganzen Tag. Warte-Rekord am Mittag: 16 Kilometer Stau. Zeitverlust: 2 Stunden und 40 Minuten. Bereits am Samstag hatte sich der Verkehr vor dem Gotthard auf bis zu 15 Kilometer gestaut. Damit verbunden war eine Wartezeit von 2,5 Stunden.
Die Autobahneinfahrten in Göschenen und Wassen wurden daraufhin gesperrt. Da platzte einigen Lenkern der Kragen. Sie wollten nicht so lange warten und nahmen lieber eine Abkürzung – und zwar mithilfe vom Geisterfahrer-Trick.
Auf diversen Videos, die derzeit im Internet kursieren, ist zu sehen, wie mehrere Geisterfahrer die Autobahn-Ausfahrt Wassen missbrauchen, um sich vorzudrängeln. Vermutlich umfuhren sie den Stau auf der Hauptstrasse und wollten sich kurz vor dem Gotthard-Tunnel wieder zwischen die bereits wartenden Autos drängeln.
Polizei reagiert mit Anzeigen und Sicherheitspersonal
Der Kantonspolizei Uri ist das Problem bekannt, wie sie auf Blick-Anfrage bekannt gibt. Stefan Simmen, Pikettoffizier der Kantonspolizei Uri, erklärt, dass sich am Samstag und Sonntag mehrere solcher Vorfälle in Wassen und Göschenen ereignet haben. «Wir mussten diverse Verstösse an verschiedenen Ausfahrten zur Anzeige bringen», sagt er zu Blick.
Auf die Verkehrssünder kommen laut Simmen je nach den festgestellten Tatbeständen Bussen in Höhe zwischen 1000 und 2500 Franken zu. Ausserdem drohe unter Umständen der Entzug des Führerausweises. Ob die Fahrer, die auf den Leser-Videos zu sehen sind, angehalten werden konnten, kann jedoch nicht abschliessend gesagt werden.
Wie Simmen gegenüber «Pilatus Today» erklärt, sollen die betroffenen Ausfahrten zu Stauzeiten personell besser bestückt werden. Das Sicherheitspersonal, welches dort zum Einsatz kommt, wird vom Bundesamt für Strassen (Astra) finanziert. Entsprechende Gespräche laufen. Für das private Sicherheitspersonal ist die Arbeit an den entsprechenden Stellen schwierig: Gemäss Simmen kam es schon verschiedentlich zu Disputen mit Autofahrern. «Ist das der Fall, schicken wir sofort eine Polizeipatrouille vor Ort.»
Im Sommer 2022 trat dasselbe Phänomen bereits an derselben Stelle auf. Ein Video eines Leserreporters zeigte damals, wie mehrere Autos auf der Fahrbahn wenden und dann die durch Pylonen abgesperrte Ausfahrt kurzerhand als Einfahrt nutzen.