Unwetter-Drama in Dierikon LU: Mutter und Kind ertrinken in Keller, Feuerwehr machtlos
«Wir wollten helfen, konnten aber nicht»

Die Feuerwehr war zwar vor Ort, konnte dennoch das Unglück nicht verhindern. Zu viel Wasser und Geröll floss durch das Dorf – erst Stunden später konnte die Feuerwehr endlich vorrücken.
Publiziert: 09.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:24 Uhr
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Geröll: Die Strasse ist von den Wassermassen gezeichnet.
Foto: Niklaus Waechter
Von Beat Michel

Der Himmel wird schwarz über Dierikon LU. Es ist 21.30 Uhr, als das Gewitter plötzlich mit aller Macht losbricht. Dann geht es ganz schnell. Der kleine Götzentalbach schwillt zu einer mörderischen Flut an. Im Dorf wird er für eine Mutter († 32) und ihre Tochter († 5) zur Todesfalle.

«Als wir in Dierikon eintrafen, war die Sturzflut schon in vollem Gang», sagt Martin Marfurt (38), Kommandant der Feuerwehr Ebikon-Dierikon. «Wir wollten helfen, konnten aber nicht. Wir schafften es nicht hinein, es war viel zu gefährlich. Es floss so viel Wasser und Geröll durch das Dorf.»

Der Sturm wütet lange. Der Feuerwehrmann sagt: «Es dauerte Stunden, bis wir vorrücken konnten. So etwas habe ich in 13 Dienstjahren nicht erlebt.»

Als eine Frau und ihr Kind als vermisst gemeldet werden, ist die Feuerwehr bereits vor Ort. «Die Opfer entdeckten wir erst, als wir das Wasser aus den Kellern abpumpten», so Marfurt. «Wir mussten mit schwerem Gerät einen ­Abfluss schaffen.»

Ein Nachbar weiss, dass der Mann der Toten noch Auto und Roller aus der Tiefgarage holte. Was die Frau im Keller wollte, wisse er nicht, aber: «Das Wasser stieg so schnell, dass auch ich schnell aus meinem Keller raus musste.»

Das Haus der Ertrunkenen steht zuunterst an der Dörflistrasse. Die Überschwemmung begann aber oben im Dorf. Dort ­verschwindet der Götzentalbach normalerweise in einem Tunnel. Auf der anderen Strassenseite kommt er wieder zutage und verläuft dann erneut im Tunnel. Doch Geröll und Holz verstopften das Rohr. Das Wasser floss durchs Dorf.

«Es ist ein tragischer Zufall, dass gerade dieser Bach so viel Wasser brachte», sagt Hans Burri (63), Gemeindepräsident von Dierikon. «Wir sanieren einen Bach nach dem anderen. Nur beim Götzentalbach sind wir noch nicht über die Projektierungsphase hinaus.»

Im Dorf brodelt es jetzt. «Es musste zuerst jemand sterben, bevor der Götzentalbach saniert wird», sagt Brigitta Zimmermann (67). Der Bach sei in den vergangenen Jahren fünfmal über die Ufer getreten, zuletzt im September 2014. «Der Horror», sagt die Nachbarin der Opfer, «war absehbar.»

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