Bei Tageslicht zeigt sich vor Ort in Hünenberg ZG ein erschütterndes Bild. 200 Meter lange Spuren im Gras nach der Rechtskurve. Die Rinde am Baum wurde durch den Aufprall weggefetzt. Ein schwarzer grosser Fleck auf der anderen Strassenseite.
Hier brannte der Subaru aus. Einige Wrackteile liegen noch immer dort, zerstreut im Gras durch den heftigen Aufprall. Knapp 50 Meter vom Brandfleck entfernt eine grosse Blutlache. Hierhin schleppte Andreas seinen Freund Joël aus dem brennenden Wrack.
An der Stelle stirbt Joël an seinen Verletzungen. Kerzen und Blumen erinnern am Tag danach an die Tragödie.
Polizei vermutet Raserunfall
Zwei 18-Jährige, Andreas K. und Beifahrer Joël A., sind am Samstagabend kurz nach 22.30 Uhr in einem Subaru unterwegs. Plötzlich verliert der Lenker die Kontrolle über sein Fahrzeug, gemäss Polizei «wahrscheinlich wegen überhöhter Geschwindigkeit».
Das Auto schleudert rund 200 Meter über das Wiesland, crasht frontal mit einem Baum und wird über beide Fahrspuren zurückgeschleudert, wo es mit dem Heck in einen weiteren Baum prallt.
«Andreas, nimm mich aus diesem Auto raus!»
Andreas kann sich befreien. Sein Vater erzählt gegenüber Blick.ch: «Als sie gegen den Baum geprallt waren, hat Joël mit ihm noch sprechen können. Er sagte ihm: «Andreas, nimm mich aus diesem Auto raus!» Andreas hat ihn alleine aus diesem Auto gezogen und in Sicherheit gebracht. Da kam ein Ehepaar hinzu, das half. Die Frau war Krankenschwester und versuchte Joël zu reanimieren.» Doch Joël ist schon tot.
Ein Dutzend Freunde kehren am Sonntagmittag an den Ort zurück. Weinen, umarmen sich, betrachten ungläubig die Unfallstelle. Am späten Nachmittag kommt auch Karin Schmid (49). Joëls Tante. «Es ist unfassbar. Der Anblick tut so weh, an diesem Ort zu stehen, wo Joël starb.»
Vater verteidigt Sohn Andreas
Der Vater des Unfallfahrers Andreas wehrt sich gegen die Vorwürfe, sein Sohn sei betrunken gefahren. «Ich habe Andreas im Spital besucht, er hat mir geschworen, dass er nur am Nachmittag um 15.30 Uhr ein kleines Bier getrunken hatte. Und auch die Polizei hat mir versichert, dass Andreas nicht betrunken war. Dass er zu schnell gefahren ist, das ist sicher. Das kann niemand abstreiten.»
Gemäss Polizei hat ein Atemalkoholtest beim Fahrer rund 0.3 Promille ergeben.
«Auf einen Schlag zwei Leben zerstört»
Der Vater von Andreas schildert den Abend vor dem tragischen Unfall. «Die beiden wollten mit weiteren Freunden am Abend nach Sihlbrugg ins Tanzhaus. Andreas hatte sich als Fahrer angeboten. Er habe deshalb auch nichts getrunken. Damit er Benzinkosten sparen konnte, bot ihm einer seiner Freunde seinen Subaru an.»
«Wie mir Andreas erzählt hat, bekam er im Tanzhaus starke Magenkrämpfe und wollte deshalb nach Hause», so der Vater.
«Andreas macht sich solche Vorwürfe, warum er noch hier liege, und Joël tot sei. Er ist gestraft, ein Leben lang. Eine Sekunde Unachtsamkeit hat auf einen Schlag zwei Leben zerstört. Sie waren die besten Freunde.»