Seit fast 70 Jahren ist der Skilift in Vorderthal SZ in Betrieb. Vor allem die Kinder im Dorf lieben die 1,5 Kilometer lange Anlage. Bei Schnee und schönem Wetter können sie vor der Haustüre auf die Piste. Doch trotz super Verhältnissen hängen über dem Wintertraum gerade dunkle Wolken.
Der Grund: Eine Bäuerin will nicht mehr, dass über ihr Land gefahren wird und sperrt es kurzerhand mit einem Viehzaun ab. Doch über den 150 Meter langen Abschnitt verläuft ein wichtiger Teil der Piste. Nun müssen die Wintersportler einen Umweg durch den Wald nehmen. Dafür haben die Einheimischen kein Verständnis. Sie reissen den Zaun immer wieder ab. «Ihr Verhalten ist völliger Blödsinn», so der Tenor im Dorf.
Betrieben wird der kleine Lift von Annemarie Diethelm (49) und ihrer Familie. Sie versteht nicht, wo das Problem liegt: «Die Frau, die alles absperrt, erzählt, wir würden von ihr unrechtmässig Geld fürs Skifahren verlangen.» Doch sie betont: «Das stimmt nicht. Sie darf gerne gratis fahren, wie alle Bauern, die Land zur Verfügung stellen.»
Der Streit geht ihr nahe. Alleine sitzt sie vor dem kleinen Skilift, um etwas Ruhe zu finden: «Mein Mann und ich übernahmen den Betrieb 2001, weil der Vorbesitzer altershalber nicht mehr konnte», so die Schwyzerin. «Wir wollten das Angebot im Dorf einfach weiter ermöglichen.»
«Wir machen das nicht wegen des Geldes»
Diethelm hofft, dass dies auch in Zukunft so bleibt: «Wir haben viel Herzblut reingesteckt. Unsere Familie macht das aus Freude und nicht des Geldes wegen.» Fakt ist: Vergleichbare kleine Skigebiete in tiefen Lagen werden oft wegen fehlender Rendite aufgegeben. Die Talstation in Vorderthal liegt auf 750 Meter Höhe. In schneearmen Wintern läuft der Lift kaum. Kinder zahlen für die Tageskarte 17 Franken, Erwachsene 25.
Ein ideales Skigebiet für Familien. Doch wegen der Sperrung muss man nun zweimal das Lifttrassee und den Wald passieren. «Ein unnötiges Risiko», erklärt Diethelm. Auch der lokale Skiclub Wägital hofft, dass der Lift noch lange bestehen bleibt: «Für uns wäre es schade, wenn man hier nicht mehr Ski fahren könnte», sagt Präsident Max Schwendeler (24). «Wir trainieren hier wenn möglich vor der Haustüre, daran haben gerade die Kinder Freude.»
Bäuerin beharrt auf Sperre
BLICK hat mit der Bäuerin, die das Land absperrt, gesprochen. «Jahrelang hat man mein Land benutzt, ohne zu fragen», sagt Yvonne Mächler (42). «Als ich dann einmal Ski fahren wollte, hiess es, in Zukunft müsse meine Familie zahlen.» Deshalb sei es zwischen ihr und der Betreiberfamilie zum wüsten Streit gekommen.
Auf Details möchte sie nicht eingehen. Doch für die alleinerziehende Mutter ist der Fall klar: «Auf dem Abschnitt gilt kein Durchfahrtsrecht. Ich sperre ihn.» Geld fordert sie keines. Ihr Entschluss steht fest: Im Sommer will sie einen fixen Zaun installieren.