Verkettung von Faktoren führte zu Entgleisungen in Luzern und Basel
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Sust-Bericht:Verkettung von Faktoren führte zu Entgleisung in Luzern

Sust-Bericht liegt vor
Warum der Eurocity in Luzern entgleiste

Die unglückliche Verkettung von verschiedenen Faktoren führte zu den zwei folgenschweren Entgleisungen im Jahr 2017 in den Bahnhöfen Luzern und Basel. Das schreibt die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle in ihrem Schlussbericht.
Publiziert: 19.09.2019 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2019 um 17:21 Uhr
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Der Cisalpino entgleiste bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Luzern.
Foto: STEFANO SCHROETER

Im März 2017 entgleiste ein Eurocity in Luzern. Sieben Personen wurden verletzt, der Zugverkehr am Bahnhof Luzern wurde mehrere Tage fast komplett eingestellt (BLICK berichtete). Ein paar Monate später entgleiste in Basel ein ICE-Zuges mit ungefähr 500 Passagieren ab Bord. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden an der Infrastruktur und an den Fahrzeugen war jedoch beträchtlich.

Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust hat nun ihren Bericht zu den Vorfällen veröffentlicht. Und kommt zum Schluss: Eine unglückliche Verkettung von verschiedenen Faktoren führte zu den Unfällen.

Gleicher Weichentyp

Beide Unfälle ereigneten sich nämlich auf dem gleichen Weichentyp, einer sogenannten «versteilten Doppelkreuzungsweiche», wie die Sust am Donnerstag mitteilte. Und bei beiden Fällen habe «das Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren» dazu geführt, dass der äussere Teil des Bahnwagenrades, der sogenannte Spurkranz, der das Rad in Position hält, auf die Schiene auflief und danach entgleiste.

Zu diesen Faktoren gehörten ein abgenütztes Rad des Wagens, der als erster entgleiste, ein fehlender Fettfilm auf dessen Spurkranz, ein Defekt an der Querfederung des Drehgestells des erstentgleisten Wagens und ein zu grosser Abstand zwischen dem beweglichen Teil der Weiche - der sogenannten Weichenzunge - und der fixen, durchlaufenden Schiene, Stockschiene genannt.

Gemäss der Sust lagen jedoch alle diese Faktoren innerhalb der anerkannten Toleranzwerte oder sie hätten - wie bei der defekten Federung - überhaupt erst bei der nächsten Revision erkannt werden können.

BAV soll Massnahmen prüfen

Trotzdem empfiehlt die Sust dem BAV, Massnahmen zu prüfen, um sicherzustellen, dass der Abstand zwischen Stockschiene und Weichenzunge so klein bleibt, dass die Gefahr eines Entgleisens nicht besteht. Ausserdem soll das BAV Massnahmen prüfen, damit auch bei komplizierten Gleiskonstellationen «jederzeit die Schmierung der Schienenflanke sichergestellt ist».

Drei Wagen des ICE 75 waren am Mittwoch um 16.59 Uhr bei der Einfahrt in den Bahnhof Basel SBB aus den Schienen gesprungen. Die 500 Passagiere, die sich an Bord des aus Hamburg kommenden Zugs befanden, konnten diesen geordnet verlassen. Nach dem Unfall stand der ganze Bahnhof Basel SBB wegen eines Stromunterbruchs für zwei Stunden komplett still.

In Luzern waren am 22. März 2017 bei der Ausfahrt auf dem Bahnhof zwei Zwischenwagen eines Eurocity-Zuges entgleist. Einer der entgleisten Wagen kippte auf die Seite an einen Fahrleitungsmast. Sieben Zugpassagiere wurden leicht verletzt. Für die Reparaturarbeiten an der Infrastruktur musste der Bahnhof während vier Tagen für sämtlichen Zugverkehr gesperrt werden. (SDA/vof)

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