Stunk nach BLICK-Bericht über Gift-Schulzimmer
Gemeinde schmollt, kann Fakten aber nicht widerlegen

Zwei Kinder sind krank, mehrere Richtwerte wurden überschritten – dennoch müssen die Ebiker Primarschüler nach den Ferien wieder in die mit Naphthalin verseuchten Schulzimmer zurückkehren. Die Gemeinde findet nach wie vor, sie habe schnell gehandelt.
Publiziert: 06.07.2018 um 21:28 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:45 Uhr
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Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU sind die Schulräume giftig. Es wurden zu hohe Naphtalin-Werte gemessen – die Schüler müssen aber weiterhin in den Zimmern unterrichtet werden. Mindestens noch bis zu den Herbstferien.
Foto: Leserreporter 8989
Céline Trachsel

Der BLICK-Bericht über die Gift-Schulzimmer im Schulhaus Höfli sorgte in Ebikon LU für dicke Luft. Gestern luden Gemeindepräsident, Gemeinderat und Schulleitung eiligst zu einer Pressekonferenz ein. Dabei fielen Wörter wie «Schlammschlacht» oder «Verleumdung». Doch trotz allen Bemühungen können die Verantwortlichen die Fakten nicht widerlegen, die der BLICK aufdeckte: In den Schulzimmern wurden Naphthalin-Werte von bis zu 210 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen – ab einer Grenze von 30 Mikrogramm herrscht Gefahr! Andernorts  wurden ab diesen Werten schon Kindergärten abgerissen. «Der Wert wurde allerdings in den Osterferien gemessen, als die Schulzimmer 15 Stunden lang nicht gelüftet wurden. Dieser Wert entspricht nicht dem normalen Schulbetrieb», versucht Philip Küttel von der Spezialfirma Hollinger, die die Messungen durchgeführt hatte, zu beschwichtigen.

Dass jahrelang jeden Montag Lehrer und Schüler Zimmer betraten, die vermutlich das ganze Wochenende nicht gelüftet wurden, wird an der Pressekonferenz überspielt. «Jeder Lehrer ist angewiesen, regelmässig zu lüften. Das ist eine normale Vorgabe an fast jeder Schule», sagt der Ebiker Gemeinderat Hans Peter Bienz.

Sofortmassnahmen nach zwei Jahren

Die Gemeinde meint, sie habe vorbildlich reagiert: «Nachdem der Bericht im Juni 2018 vorlag, haben wir innerhalb eines Monats Massnahmen auf die Beine gestellt», so Mathis weiter.

Allerdings geben die Verantwortlichen zu, dass die Schulleitung schon seit November 2016 vom Teeröl-Gestank in den Räumen wusste. «Lange war jedoch nicht klar, woher er kam», so er Ebiker Geschäftsführer Alex Mathis. Erst durch Bohrungen wurde klar: Das Naphthalin steckt in mit Teeröl imprägnierten Spreu, das unter den alten Böden zur Feuchtigkeitsreduktion eingestreut wurde. 

Heute, fast zwei Jahre nach den ersten Geruchsmeldungen, will die Schule in den Sommerferien Hochleistungs-Lüfter installieren. Hans Peter Bienz dazu: «Wir werden im Juli in einem der Klassenzimmer eine Gemeinderatssitzung abhalten, um einen Eindruck zu erhalten, ob es vom Geruch und von der Lautstärke her in den Zimmern aushaltbar ist. Auch messen die Fachexperten die Naphthalin-Werte, damit wir nachweislich eine gute Raumluftqualität errechen.»

Zwei Kinder krank

Bis zu den Herbstferien müssen die Primarschüler nämlich noch in den Stinke-Zimmern unterrichtet werden. Danach ziehen sie in eine Provisorium, die Schule wird abgerissen. Weshalb die Container nicht schon in den Sommerferien aufgestellt werden, beantwortet Mathis: «Solche Bauten stehen nicht so schnell zur Verfügung.»

Die Verantwortlichen betonen, dass 95 Prozent der Elternschaft hinter den Sofortmassnahmen stehen würden. Dass zwei Kinder krankgeschrieben sind und Symptomen wie tägliche Kopfschmerzen und entzündeten Augen aufweisen, welche die Eltern für eine Folge der Naphthalin-Belastung halten, wird nur am Rande erwähnt. Gemeindepräsident Daniel Gasser nüchtern: «Es gibt keine Studien und keinen Arzt, der bisher einen Kausalzusammenhang beweisen konnte.»

Naphthalin ist schweizweit ein Problem

Der Stoff Naphthalin wurde vor allem in den 60er- und 70er-Jahren im Bau verwendet. Mit Naphthalin angereichertes Teeröl wurde dabei in den Fussböden als Feuchtigkeitsschutz verwendet. Heute weiss man: Der Stoff ist gesundheitsgefährdend und umweltschädlich.

Naphthalin ist jedoch nicht so gefährlich wie andere, heute verbotene Baustoffe wie etwa Asbest. Einen Nachweis, dass Naphthalin Krebs verursacht, gibt es beispielsweise noch nicht – der Verdacht steht aber im Raum und wird untersucht.

Schlimm sind jedoch die unmittelbaren Folgen einer Naphthalin-Belastung: Übelkeit, Entzündungen der Schleimhäute, Atemwegsprobleme und Verwirrtheit. Vor allem der charakteristische Teergeschmack des Gifts sorgt schnell für Unwohlsein und provoziert weitere körperliche Symptome.

Schweizweit mussten darum in den letzten Jahren einige Schulgebäude wegen des Gifts saniert oder abgebrochen werden. Vor allem, wenn Bodenbeläge in Schulzimmern erneuert werden, kann das Gift für Probleme sorgen. Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU zum Beispiel ist der penetrante Teergeschmack des Naphthalins erst nach dem Ersatz von Bodenbelägen aufgetreten – seither gibt es auch Klagen von Kindern und Lehrern.

Alleine in der Stadt Bern wurden 2011 in 67 Schul- und Kindergartenräumen unterschiedlich hohe Naphthalin-Werte gemessen. Aber auch im Kanton Luzern mussten schon etliche Sanierungen wegen des Gifts gemacht werden – Ende Juni 2018 wurde wegen Naphthalin der Abriss eines Pavillons in der Schulanlage Grenzhof in Luzern beschlossen.

Der Stoff Naphthalin wurde vor allem in den 60er- und 70er-Jahren im Bau verwendet. Mit Naphthalin angereichertes Teeröl wurde dabei in den Fussböden als Feuchtigkeitsschutz verwendet. Heute weiss man: Der Stoff ist gesundheitsgefährdend und umweltschädlich.

Naphthalin ist jedoch nicht so gefährlich wie andere, heute verbotene Baustoffe wie etwa Asbest. Einen Nachweis, dass Naphthalin Krebs verursacht, gibt es beispielsweise noch nicht – der Verdacht steht aber im Raum und wird untersucht.

Schlimm sind jedoch die unmittelbaren Folgen einer Naphthalin-Belastung: Übelkeit, Entzündungen der Schleimhäute, Atemwegsprobleme und Verwirrtheit. Vor allem der charakteristische Teergeschmack des Gifts sorgt schnell für Unwohlsein und provoziert weitere körperliche Symptome.

Schweizweit mussten darum in den letzten Jahren einige Schulgebäude wegen des Gifts saniert oder abgebrochen werden. Vor allem, wenn Bodenbeläge in Schulzimmern erneuert werden, kann das Gift für Probleme sorgen. Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU zum Beispiel ist der penetrante Teergeschmack des Naphthalins erst nach dem Ersatz von Bodenbelägen aufgetreten – seither gibt es auch Klagen von Kindern und Lehrern.

Alleine in der Stadt Bern wurden 2011 in 67 Schul- und Kindergartenräumen unterschiedlich hohe Naphthalin-Werte gemessen. Aber auch im Kanton Luzern mussten schon etliche Sanierungen wegen des Gifts gemacht werden – Ende Juni 2018 wurde wegen Naphthalin der Abriss eines Pavillons in der Schulanlage Grenzhof in Luzern beschlossen.

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