Prüfungsblätter werden von Pult zu Pult gereicht, Spickzettel in Schreibblöcken versteckt, WhatsApp-Nachrichten hin- und hergeschickt. In einer Klasse der Kantonsschule Sursee wird kurz vor den Maturaprüfungen geschummelt, was das Zeug hält. Insgesamt sind laut einem Bericht der «Neuen Luzerner Zeitung» sechs oder sieben Maturanden involviert.
Die angebliche Drahtzieherin des Prüfungsschwindels muss nun dafür büssen: Sie wird von den Maturaprüfungen ausgeschlossen und muss das letzte Schuljahr wiederholen. Die Schulleitung vermutet, dass sie die anderen zum Spicken angestiftet hatte.
Lösungen dank WhatsApp
Laut dem Bericht soll die betreffende Schülerin eine WhatsApp-Gruppe gegründet haben, in der sich die Schüler während den letzten drei Mathe-Prüfungen des regulären Schuljahres über Lösungen austauschten. Zudem habe sie einen Freund engagiert, der ihnen von aussen bei den Aufgaben half.
«Ich hatte Angst, dass ich bei der Mathe-Matura durchfallen würde», wird die Schülerin von der «NLZ» zitiert. Deshalb hätte sie eine möglichst gute Vornote herausholen wollen – notfalls auch mit Spicken.
Dass sie jedoch allein die Drahtzieherin gewesen sein soll, bestreitet die Maturandin vehement. Sie sei im Vergleich zu den anderen Schülern zu hart bestraft worden.
«Massnahmen sind richtig»
Aldo Magno, der Leiter der kantonalen Dienststelle für Gymasialbildung, der den Fall entschieden hat, rechtfertigt den Entscheid: «Die Schülerin hat den Fall zugegeben. Sie hat wissentlich und willentlich bei drei Prüfungen betrogen, sie hat die Unredlichkeit geplant und organisiert.»
Da den anderen involvierten Schülern in nur einer Prüfung ein Vergehen nachgewiesen werden konnte, fiel deren Strafe milder aus. Bei ihnen wurde lediglich das entsprechende Examen annulliert, zu den Maturaprüfungen wurden sie trotzdem zugelassen.
«Wir finden das Vorgehen und die Massnahmen richtig», sagt Magno. Die Matura verfolge zwei Ziele: die Hochschulreife und höhere Gesellschaftsreife. Und systematischer Prüfungsbetrug habe mit Gesellschaftsreife nichts zu tun.
Die Familie der Schülerin kritisiert derweil, es sei unklar, aufgrund welcher Beweislage die unterschiedlichen Urteile gefällt wurden. Sie behalten sich das Recht vor, Rekurs einzulegen.
Weiterer Betrug an der Kanti Sursee
Indes wurde an der Kantonsschule ein weiterer Betrugsfall bekannt: Zwei Schülerinnen sollen versucht haben, am Laptop des Lehrers ihr Zeugnis zu verbessen. Sie wurden zu rund 40 Sozialstunden verdonnert.
«Der Fall stand in keinem direkten Zusammenhang mit den Maturitätsprüfungen und war einmalig. Entsprechend hat die Schulleitung diese disziplinarisch geahndet», erklärt Magno. (gr)