Dieser Posteingang hatte es in sich. Am Freitag wurden von einem offiziellen Mail-Konto einer Zuger Polizistin* pikante Nachrichten an Hunderte Empfänger aus Polizei, Verwaltung und Medien verschickt. Der Vorfall hat gleich mehrere interne Untersuchungen ausgelöst, wie Polizei-Sprecherin Sandra Peier gegenüber BLICK bestätigt.
Jetzt sind die beiden involvierten Mitarbeiter der Zuger Polizei vorerst weg. Wie es in einer Mitteilung von Samstag heisst, wurden der Kadermitarbeiter und die Angestellte per sofort freigestellt.
Drittperson für Versand verantwortlich?
Das an die Öffentlichkeit gerichtete E-Mail wurde im Namen der involvierten Polizei-Mitarbeiterin versendet. «Allerdings kann nach bisherigen Erkenntnissen nicht ausgeschlossen werden, dass eine unbekannte Drittperson für den Versand verantwortlich ist», heisst es weiter. Es hätten sich entsprechende Hinweise bei den Ermittlungen ergeben, kommentiert die Zuger Polizei diesen Abschnitt auf Anfrage. Weitere Angaben macht die Behörde aber nicht. Auch nicht, in welcher Beziehung die Drittperson zum Kadermitarbeiter und zur Angestellten stehen könnte.
Im Mail befinden sich unter anderem Konversationen zwischen der Polizistin und einer Sekretariatsangestellten*. Darin wird dem hohen Polizei-Kader* auch Stalking vorgeworfen: «Er hat mir das ganze Wochenende Fotos geschickt und mich sicher mit dem Feldstecher ausspioniert», heisst es da.
Auch die Pressestelle war auf dem pikanten Mail-Verteiler
Als BLICK die Pressestelle am Freitag mit der Angelegenheit konfrontiert, weiss diese schon Bescheid. Denn auch die Pressesprecher gehörten zu den Adressaten der Nachrichten. Der vermeintliche Stalking-Vorfall sei der Polizei bisher nicht bekannt, werde nun aber untersucht, heisst es von der Pressestelle.
Das Motiv der Absenderin wird aus den Nachrichten deutlich: Rache nach einem offensichtlich unschön beendeten Verhältnis mit dem Polizei-Kadermann. «Ich begreife, dass du einen Test machst», heisst es in der Konversation zwischen der Polizistin und der Sekretariatsangestellten, die den Mann wohl auch bestens kennt. «Zum Glück hatte er wenigstens mit Frauen Sex, von denen man nicht annehmen muss, dass sie Krankheiten haben.»
Nach wenigen Minuten sollten die Mails wieder gelöscht werden – vergeblich!
Nur wenige Minuten nach dem Versand versucht die Absenderin die Mails noch nachträglich zu löschen. Vergebens. Der Schaden ist angerichtet.
Einige der Nachrichten, die alle über die offiziellen Mail-Accounts von Zug liefen, haben einen sexuellen Inhalt. Er solle sich melden, wenn er einen «Ständer» habe, so die Polizistin. Der Polizei-Kadermann und seine Geliebte verabreden sich in einem Hotel. Machen sich gegenseitig Liebeserklärungen: «Ich liebe dich, schön, dass es dich gibt», schreibt er zurück.
Auch Einsatzberichte gingen mit der Mail raus
In anderen Mails finden sich aber auch mutmassliche Amtsgeheimnisverletzungen – so wurden Einsatzberichte vom Polizeicomputer abfotografiert und verschickt. Für die Zuger Polizei ist der Vorfall dementsprechend peinlich. «Der ganze Vorfall wird jetzt intern untersucht. Zudem wurde eine Untersuchung eingeleitet, unter anderem, weil sich im Mailverkehr auch polizeiliche Journaldaten befinden, die dem Amtsgeheimnis unterliegen», heisst es am Freitag seitens der Pressestelle.
Und weiter: «Es wird abgeklärt, was für ein Verhältnis die beiden pflegten und ob sie gegen die kantonalen Richtlinien betreffend der Verwendung des geschäftlichen E-Mails verstossen haben.»
Motiv der Mail noch unklar
Der betroffene Polizei-Kader liess eine Anfrage von BLICK unbeantwortet. Auch die Absenderin wollte sich zu ihren Motiven nicht äussern. Klar scheint nur: Was als einfache Affäre begann, beschäftigt nun die Zuger Justiz – und könnte einen hohen Beamten letztendlich die Karriere kosten.
* Namen bekannt
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