Sensationsfund hinter der Kirche
Mysteriöses Massengrab in Stans

Publiziert: 18.12.2015 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:19 Uhr
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Hinter der Pfarrkirche in Stans stiess man auf Dutzende Skelette.
Foto: Beat Michel

Sensationsfund bei Sanierungsarbeiten: Bei der Revision des Abwassersystems stiessen Bauarbeiter in Stans am Mittwoch auf ein mysteriöses Massengrab. Die ersten Grabungen brachten bereits Skelette von 14 Individuen zutage – auf einer Fläche von gerade mal vier Quadratmetern. Das ist erst der Anfang, denn die Experten wissen: In unteren Schichten liegen noch viele weitere Schädel und Knochen. Sie rätseln nun über die möglichen Todesursachen.

Archäologe Hermann Fetz (61) war vor Ort: «Die Skelette stammen fast durchweg von jungen Menschen unter 30 Jahren. Es gibt keine Überreste von Särgen oder Grabtüchern. Es spricht vieles für ein Massengrab. Die Menschen wurden in kurzer Zeit begraben.»

So deutet einiges auf eine Massenbestattung nach dem Franzosenüberfall um 1798 hin. Die Nidwaldner weigerten sich damals, sich der Helvetischen Republik anzuschliessen, und erklärten Frankreich den Krieg. Bei der Auseinandersetzung starben 400 Nidwaldner, darunter über 100 Frauen und 26 Kinder. Auf Seiten der Franzosen traf es über 1000 Soldaten.

Das Massengrab könnte auch von einer Pestwelle stammen. Zwischen 1493 und 1630 grassierte der Schwarze Tod sechsmal in Stans, die Hälfte der Bevölkerung starb. «Wegen der Ansteckungsgefahr mussten die Toten schnell unter die Erde. Das passt ins Bild», so Fetz.

Stans steht vor einer schwierigen Aufgabe. Gemeinderat Walter Odermatt (50) ist als Vorsteher des Tiefbauamtes zuständig für die Funde: «Sie müssen fachmännisch gesichert werden. Anderseits ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Bauprojekt weitergeht.»

Und was passiert mit den Knochen? Fetz: «Die Wissenschaft möchte weiterhin Zugang und wir eine würdevolle Lösung.» Seine Idee: «Man könnte das Beinhaus der Kirche erweitern und die Skelette dort lagern.»

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