Jetzt spricht der Baggerführer
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Bergungsarbeiten nach Unglück:Jetzt spricht der Baggerführer

Gruben-Drama in Feusisberg SZ – Gemeindepräsident Martin Wipfli
«Es gab immer wieder Baustopps wegen Baurechts-Verletzungen»

Tragischer Unfall in Feusisberg SZ: Beim Einsturz einer Baugrube sind am Donnerstagmorgen drei Arbeiter gestorben. Einer davon wurde noch bis abends vermisst.
Publiziert: 12.05.2022 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2022 um 08:26 Uhr
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Die Beamten stellten an der Unfallstelle einen Sichtschutz auf.
Foto: Samuel Walder
Beat Michel, Samuel Walder, Ralph Donghi

Am Donnerstagmorgen kurz nach 10 Uhr ist es in Feusisberg zu einem tragischen Arbeitsunfall auf einer Baustelle gekommen. Dabei wurden drei Arbeiter verschüttet.

Zwei Männer wurden bei dem Grubeneinsturz tödlich verletzt, eine Person wurde lange vermisst. Am Freitagmorgen dann die traurige Gewissheit: Auch der dritte Arbeiter verstarb bei dem Einsturz, wie die Kantonspolizei Schwyz meldete. Mithilfe von Suchhundeteams und insgesamt 90 im Einsatz stehenden Personen konnten alle drei Verunfallten aus den Trümmern geborgen werden. Dass weitere Personen zu Schaden kamen, kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

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Baggerführer Andi Treichler (35) hat die Verstorbenen geborgen. «Da ich in der Feuerwehr bin, kenne ich diese Situation», sagt er gefasst. Er versuche so eine Arbeit ruhig und distanziert auszuführen und sich nach so einem Ereignis mit Mitarbeitern, Familie und Angehörigen auszutauschen.

Nun unterstützt der Baggerführer weiterhin die Sicherungsarbeiten, denn gemeinsam mit weiteren Experten wird die Baugrube nun «so gesichert, dass nichts Weiteres mehr passiert», sagt Treichler. Diese Arbeiten sind am Freitagnachmittag noch im Gang.

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Es drohte noch weiteres Material einzustürzen

Beim eingestürzten Material handelt es sich um eine Mischung aus einer Betonmauer und Erdreich. Nach dem Unglück war die Baugrube lange sehr unsicher, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass noch weiteres Material abrutscht. Michael Marty, Pikettoffizier der Kantonspolizei Schwyz, erklärte am Donnerstagnachmittag, dass die Retter nicht an die Unfallstelle kommen würden. Ein Bagger entfernte auf der anderen Seite der Grube Material, um die gefährdete Stelle zu entlasten. «Wir werden noch stundenlang baggern müssen, bis wir die Verunfallten bergen können», hiess es am Donnerstag.

Abends gegen 18 Uhr geben die Experten schliesslich grünes Licht. Die Grube war gesichert. Mit einem Pneukran wurden zuerst die tonnenschweren Betontrümmer aus der Grube gehoben, bevor das Erdreich abtragen werden konnte. Die Verstorbenen konnten schliesslich alle geborgen werden.

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Baugerüste stehen seit acht Jahren

In Feusisberg ist die Baustelle berühmt-berüchtigt. Es soll hier eigentlich eine neue Tankstelle entstehen. Daneben steht ein dreistöckiger Rohbau, der dem gleichen Pächter gehört wie die Baustelle mit der eingestürzten Stützmauer. Die Baugerüste stehen seit acht Jahren. An der von der Strasse abgewandten Seite fehlen die Fenster, es liegt Müll in den Räumen. Der Baukran steht ebenfalls seit mehreren Jahren hier.

Immer wieder habe es Baustopps gegeben, das bestätigte Gemeindepräsident Martin Wipfli gegenüber Blick, der die Feuerwehrmänner der Gemeinde vor Ort besuchte. Die Baustelle sei der Gemeindeverwaltung sehr wohl bekannt. Aber weil er nicht in der Baukommission sei, kenne er die Details nicht.

Auch der Unia-Gewerkschaftssekretär Franco Basciani (58) schüttelt den Kopf, als er die Baustelle begutachtet. «Die Sicherheitsvorschriften wurden auf dieser Baustelle garantiert nicht eingehalten. Ich sehe auf einen Blick mehrere auffällige Stellen, die man untersuchen muss.»

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