Wer in ein Postauto steigt, geht davon aus, dass der Fahrer einen gültigen Führerschein besitzt. Doch nicht immer ist das der Fall. Die Polizei kontrollierte bei Wassen UR einen Chauffeur, der ohne Billett unterwegs war. Laut «Urner Zeitung» passierte der Vorfall am 26. März. Besonders pikant: Im Postauto waren Kindergartenkinder!
BLICK-Recherchen zeigen: Beim Chauffeur handelt es sich um den 52-jährigen Österreicher Anton V.*. Die Polizei stoppt ihn gezielt am Morgen, als er mit dem Postauto in Richtung Göschenen UR unterwegs ist. Er muss anhalten, aussteigen und ins Röhrchen blasen. «Die Atem-Alkoholkontrolle fiel negativ aus», sagt die Polizei. «Es wurde aber festgestellt, dass die Person keinen gültigen Führerschein hatte.»
Ersatzfahrer springt ein
Zur weiteren Kontrolle muss V. mit auf den Polizeiposten. Ein Ersatzchauffeur springt kurzfristig für ihn ein. Weshalb der Österreicher keinen Ausweis hat, teilt die Polizei nicht mit. Grund: «Es handelt sich um ein laufendes Verfahren.»
Chauffeur V. lebt seit einem Jahr in der Region. Bekannte beschreiben ihn als sehr sportlich. Sie glauben nicht, dass er ein Alkoholproblem habe. Wohl auch deshalb führte der Österreicher seinen Arbeitgeber gekonnt hinters Licht. Er verlor seinen Ausweis privat, setzte sich danach aber beruflich wieder hinters Postauto-Steuer.
Sein Chef wusste nichts davon! Angestellt war V. bei der Firma Mattli AG aus Wassen UR, die als Subunternehmen gewisse Linien im Kanton Uri für die Postauto AG Schweiz abdeckt. Inhaber Pascal Mattli ist bestürzt: «Ich gehe davon aus, dass er nur einen Tag ohne Ausweis unterwegs war. Er stellt klar: «Ich kann nicht jeden Mitarbeiter kontrollieren.»
«Ein schwerer Vertrauensbruch»
Seine Enttäuschung ist offensichtlich: «Für mich als Chef ist der Vorfall ein schwerer Vertrauensbruch meiner Firma und mir gegenüber. Dem Chauffeur wurde deshalb gekündigt.» Mattli betont: «Fahren ohne Führerschein geht nicht, weder privat noch im öffentlichen Verkehr. Es handelt sich um einen unglücklichen Einzelfall.»
Dem pflichtet Postauto Schweiz bei: «Fahren ohne Ausweis ist ein Tabu», sagt Sprecherin Katharina Merkle zu BLICK. Subunternehmen wie die Firma Mattli stellen ihr Personal selbst ein. Die Rekrutierung läuft nicht direkt über Postauto Schweiz. «Wir erhalten aber von jedem Unternehmer die nötigen Dokumente und bieten die Fahrer zu einem medizinischen Test auf», so Merkle. Postauto Schweiz stellt die Zusammenarbeit mit der Firma Mattli wegen des Vorfalls nicht in Frage.
Anton V. war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
* Name von der Redaktion geändert